Lauffreund Jens Vieler ist im letzten Jahr erstmals die komplette Strecke des Ruhrtalradweges nonstop gelaufen. 230 Kilometer von der Ruhrquelle in Winterberg bis zur Skulptur "Rheinorange" an der Rheinmündung in Duisburg. Die letzten 42,5 Kilometer ab dem Essener Baldeneysee bin ich mitgelaufen. Dieser von grünen Flußauen und Industriegeschichte geprägte Lauf war mein persönliches Lauf-Highlight, das mich noch immer in seinen Bann zieht.
[Laufbericht mit Fotos auf meiner Homepage im Bereich 2007]
Für 2008 organisierte Jens den Lauf als private Laufveranstaltung, diesmal mit umgekehrter Laufrichtung und einschließlich eines 100 km - "Bambinilaufes", der die Läufer bis zum Hengsteysee nach Hagen führen sollte.
Anfang des Jahres dachte ich noch vage darüber nach, zumindest den Hunderter mitzulaufen, entschied mich aber doch schnell dafür, diesmal nur als Helfer dabei zu sein. Ohne Jens hätte ich mein letztjähriges Highlight nicht gehabt; unter anderem deshalb war meine Hilfe Ehrensache.
Und dass die 100 km-Verpflegungsstation, gleichzeitig Ziel des "Bambinilaufes", an meiner Hausstrecke am Hengsteysee lag kam positiv dazu.
In den Tagen vor dem Lauf gab es noch ein paar Sachen zu erledigen. Briefing der Helfer, Listen ausarbeiten, Hinweisschilder drucken, Einkäufe für die hungrige und durstige Läufermeute.
Ich freute mich auf meinen "Job", bekannte und unbekannte Gesichter und die Atmosphäre.
Den TorTourTag jetzt in Einzelheiten wiederzugeben würde allerdings den Rahmen sprengen.
Deshalb folgt ein -nicht streng chronologisches- Stimmungsbild:
Hagen, Hengsteysee. Pfingstsamstag, halb vier. Sonne, 25°C. Die Frisur sitzt. Im Bereich des Stauwehrs befestige ich Hinweisschilder zum Verpflegungspunkt bei Kilometer 100 und male Kreidemarkierungen auf den Boden, denn hier weicht die Route der Läufer vom Ruhrtalradweg ab.
Danach geht's zur DLRG-Station. Marita und Michael sind schon da, haben schon einige Vorbereitungen getroffen. Heute sind wir drei die DLRG: die Läufer-Rettungs-Gemeinschaft.
Gartenmöbel werden geputzt, Getränke gekühlt, Käsewürfel geschnitten, Süßes und Salziges auf Teller verteilt, der Grill startklar gemacht.
Die Wellness-Oase VP 100 ist gerüstet, die Läufer können kommen.
Doch es ist warm, das drückt auf die Zeiten.
Warten. Pause. Zeit für ein alkoholfreies Bier im Schatten des Baumes.
Hier ist es sicher angenehmer als auf der oft schattenlosen Strecke.
Jens und Julia trudeln ein, bringen einen Läufer mit. Für ihn ist das Rennen seit Km 27 zu Ende. Er wird zum ersten Dauergast im Baumschatten.
Zwischenstände vom Verpflegungspunkt bei km 78 trudeln ein, Ankunftszeiten werden hochgerechnet.
Es wird telefoniert, notiert, gegrillt, gequatscht, gewartet.
Kurz vor halb acht. Es tut sich endlich was. Elke kommt. Schnell die Zeit notieren. Elke sieht noch fit aus. Wir starten unser Rundum-sorglos-Programm, versuchen unser reichhaltiges Angebot an die Frau zu bringen. Sie hält sich aber nicht lange auf, Winterberg ruft. Nach elf Minuten ist sie schon wieder auf der Piste.
Wieder warten, telefonieren, nützlich machen.
Viertel vor acht. Pete und Stefan kommen. Pete gewinnt den Hunderter. Für ihn gibt es Glückwünsche und ein kaltes Bier. Für Stefan natürlich auch.
Zwischen acht und halb neun wird es betriebsam. Immer mehr Läufer und Supporter trudeln ein.
Namen erfragen, Zeiten notieren. Brauchst du was? Kartoffelbrei? Bratwurst? Käsebrötchen? Leberwurstbrötchen? - Einfach Bescheid sagen!
Während die einen sich für die Nacht umziehen, lassen die anderen sich in den Gartenstühlen nieder. Einige steigen hier aus dem Rennen aus. Opfer der Wärme.
Der Verpflegungspunkt wird zum Grillfest.
Würstchen umdrehen nicht vergessen!
Die Nächsten laufen weiter in die Nacht. Weiteren Weg um den See erklären; eine Detailkarte und aufmunternde Worte gibt es dazu. Abgangszeit notieren.
Ab und zu Zeiten an Jens weitergeben, die er dann auf dem Clipchart notiert.
Zwischendurch immer wieder Würstchen nachlegen, Käsebrötchen schmieren, Würstchen umdrehen, Bier aus dem Kühlschrank holen.
Immer mal wieder gibt's Durchgangszeiten vom VP 78. Wir ahnen: der Abend wird lang.
Der Ruf nach Bier mit Alkohol wird laut. Wir haben nur alkoholfrei. Na gut - wir fahren und holen was.
Von zehn bis halb elf nochmals Andrang. Das gleiche Spiel: Namen erfragen, Zeiten notieren. Brauchst du was?
Zwischendurch immer wieder Würstchen wenden. Bratwurst geht gut. Kartoffelbrei auch.
Aber wieso will eigentlich niemand Leberwurstbrötchen??
Die Gartenparty löst sich langsam auf. Ich fahre Pete nach Hause, Jens und Julia fahren zum nächsten Verpflegungspunkt.
Mitternacht ist vorbei. Zwei sind noch auf den ersten 100 Kilometern. Zielschluss für den "Bambinilauf" war eigentlich um 22 Uhr. Eigentlich. Aber wir warten, schließlich hat ja niemand mehr einen Termin.
Wir räumen langsam zusammen, verteilen die Reste. Kurz vor halb zwei fahre ich schon mal mit Verpflegung in Richtung Wehr, Marita und Michael bleiben noch am DLRG. Warten. Gleich kommt Ulla. Heike mit Radsupport Yogi ist noch ein Stück dahinter. Ein Lichtpunkt kommt über die Brücke. Glückwunsch, Ulla; noch 500 Meter! Brauchst du noch was? Sie ist komplett und hat es um kurz vor halb zwei geschafft.
Yogi sagte am Telefon, sie wären auch versorgt. Ich könnte jetzt nach Hause fahren, bin aber noch aufgedreht, will wenigstens noch Hallo sagen. Vielleicht brauchen sie ja doch noch was.
Ich fahre eben noch nach Herdecke, rufe Yogi an. Wo seid ihr? Gerade in Herdecke unter der Brücke durch. Da stehe ich auch gerade und sehe in der Ferne noch Yogis Stirnlampe. Ich fahr zur Herdecker Seite des Wehrs, sage Hallo, gratuliere, biete Verpflegung an, sammel die Hinweisschilder ein. Um viertel vor zwei hat's auch Heike geschafft. Ich düse nach Hause.
Zwei Uhr. Spaß hat's gemacht. Gute Nacht.
I wie Iserlohn
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Für den Buchstaben I musste ich nicht weit fahren: etwa 20 Kilometer
Richtung Osten und ich war in Iserlohn, der mit rund 100.000 Einwohnern
größten Stadt ...
1 Kommentar:
Also das war wirklich mal eine kreative Grillparty... :-)
Und LW-Brötchen als Wettmampfverpflegung - das hat was. Vielleicht war die geschätzte Läufergemeinde schlichtweg noch nicht reif für diese Neuheit. In 20 Jahren ist das bestimmt Standard! :-))))
Danke für den schönen, kurzweiligen Bericht!
Grüße
Lars
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