Am letzten Freitagabend war ich wie häufiger in letzter Zeit mit Kris zum Laufen unterwegs. Nach einer Weile kamen wir durch ein Waldgebiet, das wir diesmal in umgekehrter Richtung durchlaufen wollten.
Irgendwann blitzte im Schein meiner Stirnlampe an einem Baum etwas auf. Wie ein kleiner Leuchtpunkt, etwa in Augenhöhe. Es stellte sich als ein kleines Stück Reflektorfolie heraus; ungefähr so groß wie die Oberfläche eines Stückes Würfelzucker und mit einem Nagel am Baum befestigt.
Noch dachte ich mir nicht viel dabei, aber als sich das ein Stückchen weiter noch ein paar Mal wiederholte wurde ich neugierig und machte mir Gedanken, was für ein Sinn da hinter stecken könnte.
Markierungen für Räumfahrzeuge für den Fall, dass der Waldweg im Schnee versinkt, konnte man aufgrund der Lage im Ruhrgebiet wohl ausschließen.
Vielleicht Markierungen eines Lauftreffs für einen Nachtlauf?
Mir kam aber noch eine andere Idee.
In letzter Zeit hatte ich mich mit „Geocaching“ befasst, dass ich demnächst mal ausprobieren möchte. Geocaching ist - vereinfacht gesagt - ist eine Art elektronische Schatzsuche oder Schnitzeljagd. Die Verstecke („Geocaches“, kurz „Caches“) werden anhand geographischer Koordinaten im www veröffentlicht und können anschließend mit Hilfe eines GPS-Empfängers gesucht werden.
Ein Geocache ist in der Regel ein wasserdichter Behälter, in dem sich ein Logbuch befindet, in das sich jeder Besucher einträgt um seine erfolgreiche Suche zu dokumentieren.
Manchmal befinden sich - je nach Art des Caches - auch verschiedene Tauschgegenstände darin.
Der Geocache wird anschließend wieder an der Stelle versteckt an der er zuvor gefunden wurde und der Fund dann im Internet auf der zugehörigen Seite vermerkt.
Eine spezielle Art ist ein Nacht-Cache, der oft aus mehreren Stationen besteht (sogenannter Multi-Cache) und bei dem die Stationen und Hinweise nur bei Dunkelheit wahrgenommen werden können.
Und an so einen Nacht-Cache dachte ich hier.
Sollten wir auf die „Spur“ eines Nacht-Caches geraten sein?
Aufmerksam, gespannt und nach leuchtenden Punkten suchend liefen wir weiter, bis im Lampenschein ein paar Meter abseits des Weges an einem Baumstumpf zwei Punkte aufleuchteten. Während Kris auf dem Weg blieb stapfte ich zum Baumstumpf, sah die gleichen Markierungen wie an den Bäumen und wollte mir den Stumpf gerade näher ansehen, als die lampenlose Kris rief, dass da jemand mit Lampe über den Weg kommen würde, was ihr doch ein wenig unheimlich sei.
Also ging ich auf den Weg zurück und wir setzten unsere Laufrunde fort.
Der Fremde mit der Lampe stellte sich dann als Gassi gehender Hundehalter heraus.
Ein Stückchen weiter entschlossen wir uns aber dazu zum Baumstumpf zurückzukehren. Die Neugier hatte gesiegt – jetzt wollten wir wissen was es mit dem Stumpf auf sich hat.
Obwohl aus der anderen Richtung keine Baummarkierungen zu sehen waren fanden wir die Stelle sofort wieder und gingen nun gemeinsam an den geheimnisvollen Platz.
Ich vermutete eine Filmdose oder kleine Plastikdose hinter der abgeplatzten Rinde oder unter den Wurzeln. Wir leuchteten den Stumpf ab, schoben etwas Laub beiseite und dann - ja - tatsächlich – da sah ich etwas tief in einem ausgehöhlten Bereich unter einer Wurzel. Milchig weiß mit blau; vermutlich eine Plastikdose. Während ich die Szenerie beleuchtete tastete Kris als derjenige von uns mit den schlankeren Armen nach dem Gegenstand und holte tatsächlich eine Plastikdose mit Inhalt aus der Höhle.
Gespannt öffneten wir den Deckel der Dose. Zwei Gegenstände fanden wir darin. Das eine war eine kleine Karte. Auf der einen Seite stand „Ihr seit auf dem richtigen Weg seit aber wachsam und laßt euch nicht von der Drachenbande erschrecken.“ Auf der Rückseite der Karte befand sich die Abbildung eines Fantasiewesens.
Der andere Gegenstand war ein kleines, schwarzes Plastikkästchen mit einem Schalter und der Aufschrift „Einschalten, abhören, ausschalten“. Also schalteten wir ein und hörten wie eine männliche Stimme Buchstaben und Zahlen nannte. Geokoordinaten, vermutete ich, die zur nächsten Station führen würden. Das von mir erwartete Logbuch fanden wir allerdings nicht.
Nachdem wir den Inhalt wieder in die Dose und diese zurück an ihren Platz gelegt hatten setzten wir unseren Lauf fort.
Bisher weiß ich auch nicht mit Sicherheit, ob wir zufällig eine Zwischenstation eines Nachtcaches oder eine Station von irgendeinem Fantasy-Spiel entdeckt hatten.
Nach etwas googlen denke ich jedoch, dass es tatsächlich eine Night-Cache-Station war.
(Deshalb gibt’s hier auch keine näheren Ortsangaben. )
Wie auch immer - es war ein Lauf, der uns sicher als etwas geheimnisvoll und abenteuerlich in Erinnerung bleiben wird.