Die Samstagssonne strahlt herab auf das bunte Läufervolk, das sich über das Gelände verteilt und auf den Startschuss wartet. Kurz vor 12 Uhr ballt sich das farbenfrohe Feld aus 24-, 12- und 6-Stundenläufern, Staffelläufern und "Free-Runnern" im Startbereich und wird pünktlich auf die erste 1788-Meter-Runde um den Iserlohner Seilersee entlassen.
Kris und ich sind als Free-Runner dabei. Das heißt: laufen so viel und so lange man will ohne Zeitdruck. Maximal natürlich 24 Stunden. Aber das haben wir nicht vor.
Kris will mal sehen was nach ihrer langen Trainingspause machbar ist. Mir geht's genau so. Nach meiner sturzbedingten Rippenprellung und der anschließenden Trainingspause hatte ich die Meldung für den 24-Stunden-Lauf bereits zurückgezogen. Nun will ich einfach ohne Zeit- und Zielvorgabe laufen.
Allerdings flüsterte mir im Vorfeld irgendein kleines unsichtbares Männchen immer leise das Wort "Marathon" ins Ohr. Ich versuchte weg zu hören und argumentierte mit Schlagworten wie "Vernunft", "Trainingsrückstand" und so weiter dagegen. Schließlich einigten das Männchen und ich uns auf "alles kann - nichts muss".
Kris und ich traben gemeinsam los. Erst als sie die erste Gehpause nimmt laufe ich alleine weiter. Wobei "alleine" eigentlich nicht stimmt, denn überall sind Laufbekanntschaften und -freunde unterwegs, mit denen ich ein wenig plausche. So vergehen die ersten Kilometer. Dann folgen auch bei mir Gehpausen, wieder gemeinsame Abschnitte mit Kris, kleine Auszeiten und erstes Schwächeln. In mir wächst die Erkenntnis, dass ich derzeit nicht "mal eben" einen Marathon aus der hohlen Socke heraus laufen kann und dieser heute eine ziemliche Quälerei wäre.
Als ich ein paar Kilometer über Halbmarathon auf den Campingstuhl hocke fühle ich mich wie ein Schlauchboot mit Loch - die Luft ist irgendwie raus...
Macht aber nichts. Für einen Trainingslauf nach langer Fast-Lauf-Pause ist das in Ordnung und für einen Muskelkater wird es auch so schon reichen. ;-)
Auch Kris hat genug für heute. Nach einem Kaffee ihrerseits und einem Radler meinerseits gehen wir noch eine "Ehrenrunde" um den See. Sie hat anschließend gut 16 Kilometer auf der Habenseite. Bei mir sind's etwas über 25 Kilometer, bei denen die Rippen sich zum Glück friedlich verhalten haben.
Gegen 19 Uhr schnappen wir uns Campingstuhl und Kühltasche, verabschieden uns und fahren nach Hause, während der Großteil des bunten Feldes weiter um den See läuft. Hinter uns liegt ein sonniger, geselliger und ultrafamiliärer Nachmittag mit etwas Bewegung. Schön war's mal wieder. Bis nächstes Jahr, Seilersee!
Dann auch gerne wieder etwas länger...
Dienstag, 27. April 2010
24-Stunden-Lauf am Seilersee: kurz, schön und sonnig!
Freitag, 23. April 2010
Update
Oberhausen, 17. April, 19:00 Uhr, Gelände der ehemaligen Zeche Oberhausen
Der Kultur-Run, ein 24-Stunden-Lauf, hat bereits 22 Stunden hinter sich.
Gerne wäre ich hier mitgelaufen. Im letzten Jahr blieb mir wegen einer starken Erkältung schon nur eine Kurzstrecke vergönnt; in diesem Jahr ging wegen der Rippenprellung gar nichts.
Trotzdem stehen Kris und ich jetzt im Start- und Zielbereich, um ein wenig zu schauen, zu quatschen und Atmosphäre zu schnuppern.
Viele Läufer sind schon wieder weg, aber zu meiner Freude treffe ich dann doch noch auf einige bekannte Gesichter aus der Blogger-, Ultraläufer- und Walkerszene, die auch Zeit für einen kleinen Plausch haben.
Das ist eben das Schöne bei den Ultraläufern: es ist ein wenig wie bei einem Familientreffen und man fühlt sich gleich zu Hause.
Gelsenkirchen, 21. April, 19:30 Uhr, irgendwo im Wald
Kris und ich laufen durch ein Waldgebiet wo früher mal ein Löwenpark war.
Ein schönes Fleckchen Erde, das wir bisher noch nicht kannten.
Für uns beide ist es heute ein kleiner Neuanfang. Kris ist seit dem Winter nicht mehr gelaufen und für mich ist es der erste Lauf nach dem Sturz. Ich will mal schauen was die Rippen so sagen.
Als ich etwas später unter der Dusche stehe kann ich auf einen schönen, lockeren Lauf durch eine interessante Gegend zurückblicken. Meine Rippen haben keine großen Probleme bereitet.
Die Dusche spült nur den Schweiß ab, die Glückshormone bleiben erhalten.
Iserlohn, 24. April, 12:00 Uhr, Seilersee-Stadion
Startschuss zum 24-Stunden-Lauf am Seilersee.
Seit seiner Premiere 2008 ist dieser Lauf quasi ein "Pflichttermin" für mich, auch wenn ich 2008 nur ein paar Runden gelaufen bin und 2009 nach 75 Kilometern aussteigen musste.
Für dieses Jahr habe ich meine Teilnahme am 24-Stunden-Lauf wegen der Rippenprellung und der Trainingspause schon vor ein paar Tagen abgesagt.
Aber es ist wieder mal der Reiz dieser Veranstaltung der mich dazu gebracht hat wenigstens als "Funrunner" mitlaufen zu wollen. Lieber mittendrin als nur dabei.
Für ein paar Runden, ganz locker weg und ohne Zeit- oder Zielvorgabe, wird's schon reichen. Alles Weitere wird sich zeigen.
Das vorfreudige Kribbeln hat bereits begonnen.
Seilersee, ich komme!
Donnerstag, 8. April 2010
Der Sturz: war's das zunächst?
Auf dem Weg dorthin konnte ich auf der Autobahn durch einen Reflex noch so eben einen Unfall vermeiden. Ein Autofahrer hatte mich beim Auffahren auf die Autobahn wohl übersehen und zog einfach auf meine Spur. Glück gehabt...
Am Schiffshebewerk angekommen zog ich mich fix im Auto um, machte ein Foto vom alten Hebewerk und ein paar Urviech-Rindern und lief los. Und dann geschah es.
Nach vielleicht 300 Metern muß ich mit der Schuhsohle an einer Bodenwelle hängen geblieben sein und geriet ins Straucheln. Vornübergebeugt versuchte ich noch mich durch ein paar Ausfallschritte abzufangen oder mich zumindest in den Grünstreifen fallen zu lassen, aber ich hatte keine Chance. Diesmal haben auch die Reflexe nicht helfen können.
Bevor ich auf Schotter und Asphalt aufprallte konnte ich mich gerade noch ein wenig drehen. Ich schlug dann auf der rechten Seite auf, rollte mich ab, rutschte dabei wohl noch ein Stück und blieb dann erst einmal einen Moment auf dem Rücken liegen, um im Schnellverfahren eine Bestandsaufnahme zu machen.
Tiefe, verschmutzte und blutende Schürfwunden am schmerzenden Ellenbogen und weitere Schürfwunden an der Hüfte - das schien es gewesen zu sein.
In einer Gastwirtschaft wurde ich dann fündig und hielt hinterher nach einer Arztpraxis Ausschau, um die Wunden fachmännisch säubern und verarzten zu lassen und mir eine Tetanus-Impfung zu holen, da die letzte schon ewig her war.
Ich fand jedoch keine Praxis. Das hätte aber vermutlich auch nicht viel genützt, da Ärzte ja in der Regel Mittwochnachmittags geschlossen haben.
Ich beschloss daher direkt nach Gelsenkirchen zu Kris zu fahren und bemerkte inzwischen auch einen Schmerz im rechten Brustbereich, der nach und nach heftiger wurde.
Da ich einen Rippenbruch nicht ausschließen konnte und die Impfung noch brauchte ging's dann zusammen ins Krankenhaus. Mein Bewegungsradius war inzwischen deutlich eingeschränkt so dass ich froh war dass Kris fuhr. Im Krankenhaus gab's dann das Rundumprogramm: Wundsäuberung und Desinfektion, Röntgen, einen Piekser in die linke Pobacke, einen in die rechte. Die Diagnose: gebrochen ist nichts, aber die Rippen sind heftig geprellt.
An Laufen ist die nächsten Tage wohl nicht zu denken, dazu schmerzt es zu sehr.