_______
~ Nicht das Beginnen wird belohnt sondern einzig und allein das Durchhalten ~______
(Katharina von Siena)

Donnerstag, 28. Mai 2009

[Off Topic] Die Pubertät der Eintagsfliege oder Ausdauerleistungen in der Insektenwelt

Margitta hatte neulich das Thema "Eintagsfliegen" angerissen, bezog dies aber eher im übertragenen Sinne auf ein kurzes Motivationstief.
Sie zitierte aus Wikipedia, dass einige Eintagsfliegen nur einige Stunden leben, worauf sich mir dann - als Vater einer 11jährigen Tochter - die Frage aufdrängte, wie lange denn dann die Pubertät der Eintagsfliege dauern und ob die Eltern diese noch erleben würde.

Eine durchaus interessante Fragestellung, die, wie ich selbst finde, einer näheren Aufbearbeitung unter Einbeziehung der weiteren Insektenwelt bedarf. Oder auch nicht. Aber seht selbst.


"Die Pubertät der Eintagsfliege oder Ausdauerleistungen in der Insektenwelt"

Laut Wikipedia leben die erwachsenen Eintagsfliegen meist nur ein bis vier Tage, manchmal nur wenige Minuten, selten länger als eine Woche, wobei diese Zeitspanne ausschließlich zur Begattung und Eiablage genutzt wird.
Lassen wir die Beschäftigung der Fliege* zunächst mal außen vor und gehen wir bei den bekannten 2.800 Arten mal von einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 2 Tagen aus. Umgerechnet auf ein Menschenleben würde die Phase der Pubertät dann gute 3 Stunden dauern. Dies sollte für Mama und Papa Fliege theorethisch eine erträgliche Zeitspanne sein, wobei sich die Frage in der Praxis allerdings wohl nicht stellt, da die Eltern aufgrund des langen Larvenstadiums des Sprösslings sich der möglichen Nerverei des Fliegenteenies bereits durch natürliches Ableben entzogen haben dürften.
Ungeklärt bleibt leider die Frage, ob pubertierende Ephemeroptera Pickel kriegen.

Als Freizeitausdauersportler frage ich mich, ob die Eintagsfliege, die ausser als Synonym auch noch als Fischfutter dienen kann, durch Ausdauersport ihr kurzes Leben um ein paar Minuten verlängern könnte.
Vermutlich hätte sie aber bereits das Problem, dass es für ein geordnetes Ausdauerprogramm schon zu spät ist, wenn sie mit ihren Facettenaugen Steffnys Laufbuch entdeckt, da es ihr in der Regel Bruchteile einer Sekunde später von Menschenhand geführt auf die antennenbesetzte Rübe donnert und ihr eh schon kurzes Leben weiter verkürzt.
Fraglich wäre auch, ob sie zwischen Begattung und Eiablage überhaupt Zeit für einen LDF (Langsamer DauerFlug) erübrigen könnte. Wahrscheinlich nicht. Sie ist ja so im Stress, dass selbst die Begattung völlig unromantisch im Flug erfolgt und für ein sportliches Freizeitprogramm schlicht keine Zeit bleibt. Schade für die Fliege.

Andere Insektenarten haben da deutlich mehr Lebenszeit für Ausdauerleistungen.
Zum Beispiel die allseits bekannte Honigbiene. Maja und ihre gestreiften Freunde legen täglich eine Flugstrecke von mehr als 80 Kilometern zurück.
Nicht schlecht; jeden Tag ein Ultra. Da könnte der dicke Willi glatt beim Transeuropalauf mitmachen, wenn man auch fliegen dürfte.
Aber das lässt sich noch toppen, zum Beispiel durch Heuschrecken.
1988 wurde von Wissenschaftlern ein Heuschreckenschwarm dabei beobachtet, wie er innerhalb von nur wenigen Tagen den Atlantik überquerte und dabei eine Flugstrecke von etwa 5.000 Kilometern zurücklegte.

Und das alles ohne Ausdauerprogramm von Steffny und Konsorten.
Respekt.



*Streng genommen gehört sie nicht zu den Fliegen; die Eintagsfliegen bilden eine eigene Untergruppe. Aber wir wollen ja hier nicht päpstlicher als der Papst sein...


[Foto: Luc Viatour, Wikimedia Commons (GNU-Lizenz für freie Dokumentation)]

Dienstag, 26. Mai 2009

Trassen, Zechen, Himmelstreppe – RadKulTour Teil 2

Das Wetter versprach prima zu werden. Und so entschlossen Kris und ich uns, nach der ersten Mountainbiketour Anfang des Monats am letzten Samstag erneut Fahrräder unter die Pobacken zu klemmen und die schönen Seiten des Ruhrgebietes zu erradeln.
Die Strecke hatten wir uns mit Hilfe eines Fahrradführers herausgesucht, bei dem nach Luftbildern navigiert wird.

Ziel der Tour und Wendepunkt sollte das Weltkulturerbe „Zeche Zollverein“ in Essen sein.
Von der Radstation in Herten ging es zunächst auf direktem Weg Richtung Rhein-Herne-Kanal, dem wir dann ein kleines Stückchen folgten. Wenig später suchten wir dann die suboptimal ausgeschilderte Zufahrt zur Erzbahntrasse, die wir mit Hilfe eines freundlichen Radfahrers dann auch fanden. Auf einem angenehm zu fahrenden Radweg, teils neben den alten zuwuchernden Gleisen, ging es durch Herten und Gelsenkirchen zunächst in südliche Richtung. Nachdem wir an einem Radwegknotenpunkt hinter der modernen Pfeilerbrücke auf die alte Trasse der Kray-Wanner Bahn abbogen, erreichten wir nach wenigen Kilometern unser erstes Zwischenziel: die Himmelstreppe auf der Halde der ehemaligen Zeche Rheinelbe in Gelsenkirchen.

Der vermeintlich leichtere Weg zur Auffahrt entpuppte sich dann als der wohl steilere, aber wir kurbelten uns bis kurz unter den Gipfel hoch. Von dort führte dann eine Betontreppe auf die Spitze, auf die der Künstler Herman Prigann die „Himmelstreppe“ genannte Skulptur aus geschichteten Trümmerstücken einer ehemaligen Dortmunder Zeche gestellt hat.
Ein interessantes Werk; ob es auch schön ist muss jeder für sich selbst beurteilen, zumal sich auch die obligatorischen Schmierfinken mit ihren Graffitis daran ausgelassen haben.
Vom Gipfel der Halde bot sich ein weiter Rundumblick durch das Ruhrgebiet.
Und die beherrschende Farbe war ganz eindeutig Grün, nicht Grau.

Der nächste Zwischenstopp befand sich dann bereits auf Essener Stadtgebiet und nur noch 2 Kilometer vom Ziel entfernt: Zollverein Schacht 3/7/10 mit seinem Fördergerüst.
Ein paar Fotos und Minuten später erreichten wir dann das 100 Hektar große Areal der „Zeche Zollverein“ im Essener Norden mit Schacht XII, Schacht 1/2/8 und der Kokerei Zollverein.
Die Gebäude und Anlagen stehen seit 2000 offiziell unter Denkmalschutz und sind seit 2001 UNESCO-Weltkulturerbe.

Bevor wir uns das beeindruckende Gelände näher ansahen machten wir erst einmal Rast in einem gemütlichen Biergarten, die leider länger dauerte als geplant, da kurz vor uns eine Busladung Senioren ihr Essen bestellte. Aufgrund der Größe des Geländes beschränkten wir uns anschließend darauf, es ein wenig per Rad zu erkunden. Wir werden aber sicher mal für einen kompletten Tag wiederkommen, auch weil es unendlich viele Fotomotive mit Kontrasten zwischen Industrie und Natur gibt.

Der Rückweg führte uns größtenteils auf derselben, meist von Grün begleiteten Strecke zurück. Am Mechtenberg machten wir jedoch noch einen Abstecher, um über die Mechtenbergbrücke fahren zu können.
Die 130 Meter lange, kunstvolle Fußgänger- und Radfahrerbrücke besteht aus 180 t Stahl, 3800 laufenden Metern Rundstahl und 10.000 Schrauben an 1300 Knotenblechen – und hat wohl 3,8 Millionen Euro gekostet.
Na, wenn das kein Schnäppchen ist… ;-)

Die Radtour, die bei optimalem Radlerwetter Sport, Natur und Industriekultur miteinander kombinierte, endete dann nach knapp 50 Kilometern wieder an der Radstation in Herten.
Das Fazit: schön war’s. Und ich freue mich schon auf die nächste Tour.

Donnerstag, 21. Mai 2009

[Off Topic] Stöckchenwurf

Eigentlich wollte ich jetzt, wo ich gerade diese Zeilen schreibe, beim Landschaftshalbmarathon in Hagen-Emst auf der Strecke sein. Aber meine lauftemponahen Lauffreunde mussten krankheitsbedingt passen und ich hatte irgendwie keine Lust die Strecke alleine unter die Füße zu nehmen. Es wäre sowieso nur ein Trainingslauf gewesen - und den mache ich dann auf der Strecke lieber zusammen mit Lauffreunden ausserhalb des Volkslaufgeschehens. Schließlich ist die Strecke ja nur einen Steinwurf entfernt.
Alternativ wollte ich dann eigentlich hier ein bisschen in den hügeligen Wäldern laufen, aber mein Schädel pocht und mir bleibt jetzt nicht mehr viel Zeit. Denn heute Mittag ist After-Run-Grilling bei Pete zusammen mit anderen Lauffreunden und -bekannten. Bis dahin wirkt bestimmt auch die Kopfschmerztablette. ;-)

Auch virtuell habe ich etwas Kopfschmerzen, denn mir ist ein Stöckchen gegen die Rübe gedonnert, das von Christian geworfen wurde.
Und da Christian mich als "Gewinner" seines 1. Bilderrätsels ja so nett mit Zahnstochern und Laufsocken beschenkt hat kann ich ja gar nicht anders als das Stöckchen aufzunehmen und die Fragen zu beantworten.
Also nutze ich mal die Zeitlücke und lege los:

[1] Was ist Dein momentanes Must-Have?
Das Internet (peinlich?).
[2] Was für Ticks hast Du zur Zeit?
Ticks? Hmmm... Vielleicht ein kleiner Blog-Lese-Zwang.
[3] Was gibt es heute bei Dir zu essen?
Gegrilltes. Mal sehen was Pete so auf den Rost schmeißt.
[4] Was ist Dein Highlight des Tages?
Das kommt wohl noch. Das Gruppen-Grilling wird bestimmt nett und danach werd' ich vielleicht mit der Frau meines Herzens noch auf ein Stadtfest gehen.
[5] Was liebst Du am meisten an Deiner Seite?
An meiner Internetseite oder an meiner körperlichen Seite? Bei ersterem die Kommentare, bei letzterem meine Freundin und meine Tochter.
[6] Was hast Du zuletzt gekauft?
Bratwurst im Brötchen bei der Herdecker Maiwoche.
[7] Was ist Dein Lieblingswetter?
Zum lockeren Laufen 18-20°, leicht bewölkt, im Wettkampf auch gerne 3-4 Grad kühler.
Ansonsten gut 20°, sonnig oder leicht bewölkt mit einem leichten Wind.
Am Strand dürfen es dann auch mal gut 25° Grad sein.
[8] Was kannst du an anderen Leuten gar nicht leiden?
Ignoranz, Rücksichtlosigkeit, Arroganz.
[9] Wovor hast du Angst?
Vor dem Tod vertrauter Menschen und vor meinem, vor schweren Krankheiten und auch - wie Christian schon sagte - vor unfähigen (und rücksichtslosen) Autofahrern, weil die manchmal das Leben anderer gefährden.
[10] Wenn du könntest, welche Sprache würdest du am liebsten sprechen können?
Besseres Italienisch. Oder die Sprache der Tiere - wie Dr. Doolittle. ;-)
[11] Was würdest Du wenn Du könntest an Dir ändern?
Mehr Konsequenz bei der Ernährung, ein paar körperliche Mängel ausbügeln.
[12] Wenn Du für die nächsten Stunden irgendwo auf der Welt sein könntest, wo wärst Du gerne?
Neuseeland oder Südafrika.
[13] Was ist Dir bei Freunden wichtig?
Vertrauen und Verlässlichkeit, auch wenn man sich mal eine Weile nicht gesehen hat.
[14] Wen würdest Du gerne mal treffen?
Kati Witt auf einen Kaffee, Katy Karrenbauer auf ein Bier. Beide auf ihre Art sehr interessante Persönlichkeiten.
[15] Welche Frage(n) stellt man dir besser nicht?
Hast du zugenommen?
[16] Was ist Dein Traumjob?
Ein Job mit freier Zeiteinteilung, bei dem ich nicht auf das Geldverdienen angewiesen wäre, sondern der eher Hobby wäre. Z. B. Schriftsteller / Kurzgeschichtenautor. Oder was mit viel Reisen durch die Weltgeschichte.
[17] Was ist aktuell das bedeutungsvollste Lied in deinem Leben?
"This is the Life" von Amy McDonald.
[18] 3 Dinge die Dir ein Lächeln aufs Gesicht zaubern
Ein nettes Wort, eine liebe Geste, ein guter Witz.
[19] Was ist Dein Lieblingsreiseziel?
Nach Neuseeland, Südafrika und Alaska möchte ich unbedingt mal.
In die West-USA möchte ich auch gerne noch einmal.
Aber in Cuxhaven bin ich auch sehr gerne.
[20] Bist Du glücklich & zufrieden mit Deinem Leben? Wenn nein, was würdest Du gerne ändern?
Ja und nein. Mit Tendenz zu ja. Aber was ich gerne ändern würde gehört hier nicht unbedingt hin.
[21] Was für ein Buch hast du als letztes ausgelesen und wie fandest du es?
Ausgelesen habe ich schon lange keins mehr; die Frage kann ich daher so nicht beantworten. Das letzte "richtige" Buch - wenn man es denn so bezeichnen kann - in dem ich gelesen habe war "Gibt es intelligentes Leben?" von Dieter Nuhr. Das gefiel mir gut. Ansonsten blättere ich im Moment oft in regionalen Reiseführern auf der Suche nach schönen Rad- und Lauftouren durch das Ruhrgebiet
[22] Wie sieht dein Lieblingsschmuckstück aus?
Ich habe diverse Uhren die mir gut gefallen, sofern man das als Schmuck bezeichnen kann. Ansonsten laufe ich schmucklos durch die Gegend.
[22] Was möchtest du mal werden?
Ich möchte glücklich und gesund alt werden.
[23] Was kannst du absolut nicht runterwürgen?
Porree, Sülze, Känguruhhoden.
[24] Und was könntest du täglich zu dir nehmen?
Kuchen und Schokolade (Das Schlimme daran: ich tu es meist auch!).
[25] Was tust du gegen akuten Frust/Kummer?
An die Luft gehen, Schokolade essen oder schreiben.
[26] Über was oder wen kannst du lachen?
Über Situationskomik, über gute (Wort-)Witze, über diverse Comedians (Mario Barth, Paul Panzer, Dieter Nuhr, Atze Schröder...) und manchmal über mich. Es ist wichtig, dass man sich selbst nicht so ernst nimmt.

{Rules}
[1] Beantworte die Fragen und füge Sie auf Deinem Blog ein.
-> erledigt
[2] Ersetze eine Frage die Du nicht magst durch eine neue und füge zusätzlich eine weitere Neue hinzu.
-> Ups - jetzt hab ich alle beantwortet. Ich streiche dann nachträglich mal die "alte" Nummer [22] mache sie "hell" und ersetzt sie durch eine neue [22].
[3] Tag 5 weitere Leute
-> Hmmmh.... Einige hatten schon ein Stöckchen; ich weiss aber nicht mehr genau wer. Ich nehme dann mal den F13LD, den Marco, den Christian aus der Schweiz, die Laufsau Marc und den ewigen Anfänger Lars in der Hoffnung, dass sie bisher noch unbeworfen und mir jetzt nicht böse sind.

Montag, 18. Mai 2009

Ruhrmarathon: Foto-Bericht aus Zuschauer-Sicht

Am Sonntag war ich beim Ruhrmarathon, aber nur als Zuschauer. Platziert habe ich mich in Gelsenkirchen bei Kilometer 31, wo die beiden aus Oberhausen und Dortmund kommenden Strecken zu einer verschmolzen und weiter bis Essen führten. Hier war auch ein bisschen was los. Sambaband, Konservenmusik und ein rollender Clown versuchten Stimmung zu machen, was mittelprächtig gelang.




Irgendwann kamen die Handbiker und Skater durch den Regen; durchnässt und viele davon mit Schürfwunden und rot gefrorenen Beinen. Sie waren teilweise zu bemitleiden.
Läufer kamen erst einmal nicht, obwohl die ersten eigentlich langsam eintreffen mussten. Was war geschehen?
Gerüchten zufolge soll der Start wegen eines Unfalls verschoben worden sein, aber die stille Post funktionierte nur halbwegs: die 40minütige Startverzögerung erfolgte, weil ein Teil der Strecke wegen fehlender - angeblich gestohlener - Streckenabsperrungen nicht freigegeben wurde.
Ärgerlich für die Zuschauer, noch ärgerlicher für die frierenden und wartenden Läufer, peinlich für den Veranstalter. Dementsprechend fielen auch die Kommentare in der anschließenden Berichterstattung bei DerWesten.de aus.



Der Regen hatte sich inzwischen verzogen, das Wetter wurde für Teilnehmer und Zuschauer angenehmer. Irgendwann kamen dann doch die ersten Läufer vorbei und ich hielt klatschend, trötend, fotografierend und erfolgreich Ausschau nach mir bekannten Gesichtern.
Die Stimmungslage der Teilnehmer fiel recht unterschiedlich aus; einige wirkten recht verbissen, andere animierten das Publikum zu La Ola's und hatten wohl deutlich mehr Spaß an der Sache.
Spaß hatte ich auch, obwohl ich diesmal in der Zuschauerrolle war.
Aber ich muss zugeben: ein bischen gejuckt hat es in den Füßen schon...

Voller Körpereinsatz
nicht nur bei Läufern

Donnerstag, 14. Mai 2009

Läuferbräune und der Jägerschnitzel-Leder-Faktor

"Du bist so braun. Warst du im Urlaub?"

Nein, war ich nicht. Ich hab Läuferbräune.

Zum Glück gehöre ich vom Hauttyp her zu denen, die recht schnell Farbe annehmen, wenn der Lorenz scheint. Da die beim Laufen meist zahlreich im Gesicht vorhandenen Schweißtropfen offensichtlich wie kleine Brenngläser wirken verwandelt sich insbesondere meine Gesichtsfarbe von sowiesonieganzblass ziemlich zügig hin zu einem zarten obamabeige.
Auch die Arme weisen bei entsprechendem Wetter schnell eine deutliche sommerliche Tönung auf, allerdings nur an den beim Laufen himmelwärts gerichteten Oberseiten.
Die Beine hinken nicht nur bei der Laufgeschwindigkeit, sondern auch bei der Bräunungsgeschwindigkeit etwas hinterher, nehmen aber mit der Zeit auch einen dunkleren Teint an. Natürlich nur in dem Bereich zwischen unterem Laufhosenrand und Sockenbündchen. Hintern, Oberkörper und Füße bleiben, da sie beim Laufen bedeckt sind, entsprechend hell.

Das führt dann bei fortgeschrittenem Bräunungsgrad beim Entblättern zu lustigen Anblicken. So als hätte man noch ein weißes T-Shirt an, aus dem grillhühnchenfarbene Arme heraushängen, die wiederum von einem weißen Streifen geziert werden, wo sonst beim Laufen der Garmin seinem Job nachgeht. Interessant ist dann auch der Kontrast zwischen hautfarbenen Füßen und braunen Waden. Imaginäre Tennissocken ohne Streifen.

Vor dem heimischen Spiegel ist das ja alles noch nicht so schlimm. Aber wenn ich an den ersten Freibad- oder Strandbesuch denke sehe ich vor mir schon die Leute grinsen und höre feixende Kinderstimmen: "Schau mal, Mami - der Mann da sieht aus wie ein Schwarz-Weiss-Keks".

Unter den gemusterten Zweibeinern gibt es aber nicht nur welche mit Läuferbräune.
Hier sind noch ein paar andere Bräunungstypen.
Selbstverständlich hoch unwissenschaftlich und rein subjektiv zusammengestellt:


Die bereits erwähnte Läuferbräune

Gebräunt sind in der Regel Gesicht, Unterarme und Unterschenkel. Die Stellen, an denen die Sportbekleidung sitzt, bleiben hellhäutig. Läuferbräune tritt hauptsächlich in der sonnigen Jahreszeit auf und hinterlässt zweifarbige Körper, die nackt an Zebrastreifen, Schachbretter oder Schwarz-Weiss-Gebäck erinnern.
Ein ähnliches Muster entsteht auch bei Radfahrern und sieht genauso bescheuert aus.


Bauarbeiterbräune

Ähnlich der Läuferbräune. Jedoch ist wegen der Sicherheitsschuhe der hellhäutige Anteil am Fuss höher. Bei Trägern von Feinripp-Unterhemden sind auch die Schulterpartien braun. Nicht zu vergessen der Rückenbereich oberhalb des beim Bücken nach unten verrutschten Hosenbundes, das sogenannte Bauarbeiter-Dekollete, das gebräunt nicht weniger unappetitlich aussieht als fleischfarben. Die Bauarbeiterbräune tritt ebenfalls hauptsächlich in Zeiten vermehrter natürlicher Sonnenbestrahlung auf.


Münzmallorca-Bräune ´

Regelmäßige intensive Bräune, die sich über den gesamten Körper und das gesamte Jahr erstreckt und hauptsächlich bei Frauen anzutreffen ist. Sie wird hervorgerufen durch regelmäßigen Solarium-Besuch. Das Erscheinungsbild von Besucherinnen des Tussen-Toasters wird oft ergänzt durch grellfarbene Kleidung, Bauernmalerei im Gesicht, bunte Fingernägel und blonde oder blondierte Haare, was vom Kontrast her in etwa so wirkt wie ein Negativ-Foto. Und auch ansonsten eher negativ.
Die ganzjährige Jägerschnitzelfarbe führt zu verstärkter Hautalterung, so dass die Elektrostrand-Jünger oft bereits vor Eintritt in das Rentenalter an Hals und Dekollete so faltig aussehen wie eine Krokolederhandtasche oder Joopi Heesters am Beutel. Nur brauner.


Englische Bräune

Praktisch nicht existent. Die regengewohnte Haut englischer Touristen verfärbt sich in der Regel rot, nicht braun, bevor sie sich wieder abpellt.


Malle-Bräune

Auch "Pauschaltouristenbräune"; oft gepaart mit fleckenweise auftretender englischer Bräune. Es gibt zwei Unterarten, deren Abgrenzung nicht immer einfach ist.

Malle-Bräune Typ K unterscheidet sich von der Läuferbräune hauptsächlich durch braun-weiß gestreifte Füße, was durch Sandalen und Riemchenschuhe hervorgerufen wird. Bei weiblichen Wesen kommen oft noch helle Streifen im Brust-Schulter-Nacken-Bereich hinzu, die durch Trägerhemdchen und Badebekleidung hervorgerufen werden. Sie ist meist anzutreffen bei Kulturstättenbesuchern, Cafehaussitzern, Stadtbummlern und Leuten, die sich aus Scham oder Rücksicht nicht halbnackt am Strand zeigen wollen.

Die Malle-Bräune Typ S weist weniger weiße Flecken auf und wird oft durch stundenlanges Am-Strand-liegen, regelmäßiges Wenden des Körpers, starkes Schwitzen ohne Bewegung und gelegentliches Benetzen des Körpers mit Wasser bewusst erzeugt und hart erkämpft, um nach dem Urlaub Freunde, Kollegen und Verwandte zu beeindrucken. Sie ersetzt während des Urlaubs bei einigen Touris die Münzmallorcabräune und verschwindet oft, wenn sie nicht beim nachrösten im Solarium oder auf Balkonien erhalten wird, innerhalb von wenigen Wochen.
Bei häufiger Wiederholung ähnlich hoher Jägerschnitzel-Leder-Faktor wie bei den Münzmallorcinerinnen.

Abschließend möchte ich noch einen Typus erwähnen, der es bei der Wahl zum Jugendwort 2008 immerhin auf den 2. Platz geschafft hat:


Bildschirmbräune

Sie bezeichnet die milchfarbene Blässe eines Computerfreaks, der die Sonne oft nur über Webcams sieht. Der Bräunungsgrad liegt wie auch der Jägerschnitzel-Leder-Faktor nahe Null.
Oma sagte früher immer "der sieht aus wie Asche, Milch und Spucke." Falls sich der PC-Daueruser doch mal länger bei Tageslicht vor die Tür traut wird er oft von der englischen Bräune überrascht.



Mögliche Kandidaten der Mallebräune Typ S





[Keksfoto: (c) luciabarbara / pixelio.de
, Strandfoto (c) helot / pixelio.de]

Dienstag, 12. Mai 2009

Trainingslauf mal anders: 1. Neurolauf in Gelsenkirchen

Am Donnerstagabend erfuhr ich von einem Benefizlauf in Gelsenkirchen, der am Samstag stattfinden sollte. Das klang schon mal interessant.
Freitags brachte ich dann in Erfahrung, dass die neurologischen Selbsthilfegruppen und die Evangelischen Kliniken Gelsenkirchen gemeinsam den 1. Gelsenkirchener Neurolauf veranstalten würden. Sponsoren wollten dabei für jede gelaufene und gewalkte Runde von der City um den Teich im Stadtpark und zurück Geld für die Selbsthilfegruppen springen lassen.
Ich verschob daher den für Freitag vorgesehenen Trainingslauf auf den Samstag und stand dann um 11 Uhr nach fast zwei Wochen Laufpause am Start auf dem Heinrich-König-Platz in der Gelsenkirchener City.

Bei für mich optimalem Laufwetter von ungefähr 16° C ging es im großen Pulk in die erste Runde, wobei die Runde nicht wirklich rund war, sondern eher die Form einer Polizeikelle oder eines Dauerlutschers hatte. Vom unteren Ende des "Stiels" ging es auf Fuß- und Radwegen zum Gelsenkirchener Stadtpark, wobei man zwei Unterführungen mit Steigungen, Gefällen und vier Radfahrersperren durchqueren musste. Nach einer flachen Runde um den Stadtgartenteich ging es auf dem "Stiel" wieder zurück zum Start/Ziel-Bereich, wo man nach jeder absolvierten Runde einen runden Stempelabdruck auf die Hand bekam. Dann konnte man je nach Lust, Laune, Leistungsvermögen und Zielsetzung aus dem Lauf aussteigen oder sich auf die nächste 1350-Meter-Runde begeben.

Anfangs war die Strecke recht voll, was das Laufen nicht immer leicht machte. Neben ein paar Lauftreffgruppen und Einzelläufern waren auch Handball-Jugendmannschaften, (Nordic-)Walker und Spaziergänger mit und ohne Hunde dabei.

Etwas ärgerlich war, dass die Strecke nicht abgesperrt war und Spaziergänger oft keine Rücksicht auf die Teilnehmer nahmen. Einigen war dies nicht bewusst, andere äusserten aber auch schon mal das Götz-von-Berlichingen-Zitat, wenn sie von Ordnern angesprochen wurden. Für die waren die Teilnehmer einfach nur störend. Dann wollen wir mal hoffen, dass sie nie auf eine Schlaganfall-Selbsthilfegruppe angewiesen sind...

Auch Teilnehmer verhielten sich manchmal leider nicht so rücksichtsvoll und blockierten nebeneinander gehend die Strecke. Mit der Zeit leerte sich die Strecke aber und die Engpässe reduzierten sich. Erfreulich fand ich, dass sich einige Teilnehmer offensichtlich auch spontan zur Teilnahme entschieden. Ein Startgeld musste nicht gezahlt werden und so konnten sie durch einen rein "körperlichen" Beitrag etwas für die gute Sache tun, denn immerhin sagten die Sponsoren 5 Euro pro absolvierter Runde zu. So sah man dann auch mal eine Dame mit Handtasche über die Strecke eilen. Optischer Höhepunkt war allerdings der ältere Herr, der fein gemacht mit Schirmmütze und mit roter Krawatte ein paar Runden ging. Zusammen mit der Startnummer auf der Rückseite des Sakkos ein herrliches Bild. An ihm hätten sich die Meckerköppe mal ein Beispiel nehmen sollen; immerhin war er 81 Jahre alt.


Ich selbst schaffte es trotz des ständigen Abstoppens an den Sperrbügeln und des Umkurvens anderer Hindernisse zunächst gleichmässig zu laufen. Bis zum Ende des Laufes und der Veranstaltung hatte ich drei Stunden Zeit und ich entschied mich zwischendurch dazu, bis zum Schluss durchzulaufen und möglichst viele Punkte auf der Hand zu sammeln. Je näher der Zeiger Richtung 14:00 Uhr rückte desto leerer wurde die Strecke und desto mehr machten sich die Unterführungen in meinen Beinen bemerkbar, so dass ich irgendwann begann auch mal eine Steigung zu gehen. Auch Hunger machte sich irgendwann bemerkbar, was bei mir zumindest beim Laufen doch eher ungewöhnlich ist, aber die vom Veranstalter bereitgestellten Bananen waren bereits weggefuttert. Da scheinen einige Handballteenies vorher nicht anständig gefrühstückt zu haben; sie hatten bereits beim Start Bananen in der Hand. Zum Glück war Kris aber mitgekommen und hatte schnell Energieriegel besorgt.
Wenige Minuten vor 14:00 Uhr war ich dann der Letzte auf der Strecke und erlöste mit meinem Zieleinlauf den Mann auf der Aluleiter, der das Start-Ziel-Banner abhängen wollte.
Nach 18 Runden, 72 Unterführungsdurchquerungen und 144 Sperrbügelumkurvungen hatte ich 24,4 Kilometer, 90 Euro für den guten Zweck und einen ordentlichen Muskelkater in den Oberschenkeln erlaufen.

Insgesamt sollen es knapp 200 Teilnehmer gewesen sein, die insgesamt über 1000 Runden gelaufen sind.
Mein kleines persönliches Fazit: es war ein guter und interessanter Trainingslauf, der durch die Spendenrunden zusätzliche Motivation zum Durchhalten brachte. Ein paar organisatorische "Kinderkrankheiten" gab es, die mich etwas störten, aber es war ja auch keine Laufveranstaltung im üblichen Sinne. Und wenn es bei mir passt bin ich gerne im nächsten Jahr wieder dabei.



[Fotos: C. Sawade]

Sonntag, 10. Mai 2009

[Recycled] Heute vor 6 Jahren: Mein erster Wettkampf

Hier ist Teil 2 meiner kleinen, lockeren Serie [Recycled], mit der ich vergangene, besondere Läufe noch einmal ins Licht des www holen möchte.

Wie (fast) immer noch nach der alten Rechtschreibung.





1. Ennepetal-Lauf in Ennepetal-Altenvoerde, 10.05.2003
- Der erste Wettkampf -


Samstag, 10. Mai 2003: Er war da, der Tag meiner Wettkampfpremiere und der Premiere des Ennepetal-Laufes in Ennepetal-Altenvoerde, der von den Sportfreunden Ennepetal organisiert wurde.
Die Voraussetzungen für einen schönen und guten Lauf waren gegeben. Das Wetter hielt sich an den Wetterbericht; bei meist sonnigem Wetter dürften es so 18-20 °C gewesen sein. Und die Knieschmerzen waren auch verschwunden.
Meine Nervosität hielt sich einigermaßen in Grenzen. 1 ¼ Stunden vor dem Start des 10 km – Laufes war ich vor Ort. Meine Startnummer mit der Nummer 109 erhielt ich ohne Wartezeiten nach Zahlung des Startgebühr von 6 €.
Die Zeit bis zum Start nutzte ich zum Einlaufen, Dehnen und zum „Im- und Export“ von Flüssigkeiten. Eine halbe Stunde vor dem Start trudelten auch meine Frau und meine Tochter ein. Töchterchen Chiara heftete ich die vorher von mit gefertigte „Startnummer“ mit der Aufschrift „Außer Konkurrenz... 109 a“ an, die bei den Zuschauern gut ankam. Ein gemeinsames Foto, ein paar Dehnübungen, eine letzte Erleichterung des Laufgewichtes und dann reihte ich mich im hinteren Bereich des Starterfeldes ein, das aufgrund zahlreicher Nachmeldungen noch deutlich angewachsen war.
Um 15 Uhr war es soweit. Das Feld setzte sich in Bewegung. Ich versuchte, mich nicht von den davonziehenden schnelleren Läufern mitreißen zu lassen und mein eigenes Tempo zu finden. Vorgenommen hatte ich mir, es zunächst etwas langsamer angehen zu lassen (ca. 5:45 Min/km), nach 1-2 Kilometern mein Renntempo von 5:30 zu erreichen und kurz vor dem Ziel noch mal alles zu geben, um eine Zeit von unter 55 Minuten zu erreichen.
Der Lauf führte auf asphaltierter Landstraße die ersten paar hundert Meter auf flacher Strecke an den klatschenden Zuschauern vorbei. Danach verschwand das Läuferfeld im grünen Tal der Ennepe, wo das Gelände etwas profilierter wurde und sich nur noch vereinzelt Häuser, Zuschauer und Ersthelfer befanden.
Man hörte nur noch das Platschen von zahlreichen Schuhen auf Asphalt und das heftige Atmen und Keuchen der Läufer.

Bei Kilometer 1 blickte ich auf meinen Herzfrequenzmesser und stellte fest, daß ich bei knapp über 5 Minuten Laufzeit lag, also doch schneller als vorgesehen. Ich nahm etwas das Tempo heraus, da mir klar war, daß ich das bisherige Tempo nicht über die ganze Strecke laufen kann.
Bis zum Wendepunkt bei 2,5 Kilometern hat sich das Läuferfeld schon deutlich entzerrt. Eine Läuferin lief ungefähr mein Tempo. Mal war sie vor mir, dann ich wieder vor ihr. Bei der 2,5 km-Wende, bei der ich genau auf meiner berechneten Zwischenzeit lag, ist mir der Großteil des Feldes bereits entgegengekommen. Auf dem Weg zur 5 km-Wende ging es die Strecke wieder zurück Richtung Start- und Zielbereich. Kurz vor der Wendemarke überholte ich die Läuferin letztmalig und wurde von ihr auch nicht mehr überholt. Nach 5 Kilometern lag ich zwar nur etwas hinter meiner vorgegebenen Zwischenzeit, ahnte aber bereits, daß ich meine Zielzeit wohl nicht erreichen würde.
Ein paar Läufer mußte ich in der zweiten Rennhälfte noch ziehen lassen, wollte mir aber auch noch ein paar Reserven für den Schluß aufbewahren. So verzichtete ich auf eine Erhöhung des Tempos, zumal sich leichte Seitenstiche bemerkbar machten.
Gut durchkommen in einer für meine Verhältnisse noch anständigen Zeit hieß jetzt die Devise.
Später packte mich jedoch noch einmal richtig der Ehrgeiz.
Ein paar hundert Meter vor dem Ziel hörte ich ein tapp-tapp-tapp von hinten, dachte mir „Du nicht!“ und zog das Tempo an. Tapp-tapp-tapp. Na gut, dann noch etwas schneller. Der unbekannte Läufer (eine Läuferin, wie ich hinterher an der Auswertung sah) hinter mit ließ sich jedoch nicht abschütteln. Die letzten 100 Meter gab ich nochmals alles und wurde auch nicht mehr überholt.
Allerdings drehten sich dann meine Innereien um und ich hatte Mühe, alles bei mir zu behalten. Ich war aber recht schnell wieder erholt.

Beim Zieldurchlauf zeigte die Rennuhr 56:26 Minuten; Netto waren es aber 10 Sekunden weniger.
Die Zielzeit habe ich also um etwas mehr als 1 ¼ Minuten verfehlt.
Ich war jedoch trotzdem recht zufrieden mit mir, da ich auch keine großen Fehler gemacht habe.
Bei flacherer Strecke und ein paar Grad weniger wäre mein Ziel vielleicht auch erreichbar gewesen.

Im Zielbereich stärkte ich mich mit dem dort angebotenen Zitronentee, brachte meine Lieben zum Auto und lief ein wenig aus und in Richtung Verpflegungsstände. Dort blieb ich am Kuchenbuffet hängen, plauderte noch ein wenig mit einem Läufer, den ich von meinen Runden vom Hengsteysee kannte und sah mich bis zur Tombola und zur Siegerehrung noch ein wenig um.
Das Stretching-Programm habe ich irgendwie vergessen.
Die Urkundenausgabe, ungefähr 1 ½ Stunden nach Ende des Laufes, verlief etwas chaotisch. Die sonstige Organisation fand ich aber in Ordnung.
Erreicht habe ich insgesamt Platz 149 von 160 Finishern und den 26. (und somit letzten) Platz in meiner Altersklasse M35. Nicht gerade toll, aber ich lief ja auch erst 10 Monate und war zuversichtlich, die Zeit in absehbarer Zukunft verbessern zu können.
Jeder hat schließlich mal klein angefangen. Und die Läufer der Klasse M70, die schneller waren als ich, trainierten doch bestimmt schon 30 Jahre oder länger, oder?

Immerhin habe ich den ersten kleinen Höhepunkt meiner späten „Läuferkarriere“, den ersten Schritt zum Ziel Marathonlauf und einen guten Abschluß meines 10-Wochen-Trainingsplans erreicht, wenn auch das i-Tüpfelchen fehlte.
Ich war deshalb auch ein wenig stolz auf mich. Und Spaß gemacht hat es schließlich auch.

Freitag, 8. Mai 2009

[Gedicht] Klamottenfrage

Da zur Zeit bei Marcus und Margitta die "Klamottenfrage" beim Laufen diskutiert wird fiel mir ein älteres Gedicht von mir ein, was wohl ganz gut zu diesem Thema passt:


Zur Zeit von Emil Zatopek
lief man mit Turnschuh’n durch den Dreck.
Und das Baumwollshirt beim Lauf
saugte jeden Tropfen auf.

Seitdem geschah ein großer Wandel,
tausend Dinge gibt’s im Handel.
Die meisten nützlich und bequem,
doch manches kann man nicht versteh’n.

Denn nicht nur Kleidung, auch die Sprache
änderte sich mit der Zeit.
Früher hieß die Hose Hose,
heute heißt sie Running-Tight.

V-Neck-Shirt mit Flatlocknähten,
Microfaser-Schweißtransport,
Cool Max, Ripstop, Eyeletstruktur,
Mesheinsatz für Tragkomfort.

100 % Polyester;
klimafunktioneller Sport.
Aktuelles Top-Design
in Navy, Lightblue und so fort.

Coolskin Stretch Tank für die Frau,
denn auch sie läuft mit der Zeit,
dazu trägt sie an den Beinen
Meryl Micro Capri Tight.

(und wer (noch) mit Stöcken rennt
kauft sich eine Walkingpant)

Die Running Shoes sind hochmodern,
gut gedämpft und sehr bequem;
dank Abzorb und HydroFlow,
Duo Cell und adiprene

Running-Socks mit Zeh-Protektor,
Airflow-Channel, Silberfäden,
anatomisch für die Füße
gibt es auch längst in den Läden.

Running Cap und Bottle Belt,
GPS und MP3,
Handy Bag und Function Slip
sind natürlich auch dabei

Dies Equipment und viel mehr
kannst du dir im Run-Shop kaufen.
Danach bist du gut gerüstet,
nur eines mußt du selbst noch: Laufen!

Dienstag, 5. Mai 2009

Gewichtige Argumente

Ja,ja; mit meinem Gewicht und dem Abnehmprojekt ist das so eine Sache...

Vor dem Start zum 24-Stunden-Lauf vor knapp 2 Wochen habe ich mich gewogen. Am Morgen nach dem Lauf hatte ich dann 700 Gramm weniger auf der Waage. Das dürfte hauptsächlich ein Flüssigkeitsdefizit gewesen sein, was ja aufgrund meines hohen Transpirationsfaktors soweit noch nachvollziehbar ist. Zwei Tage danach zeigte die Waage dann jedoch 2,7 kg mehr, also 2 kg mehr als vor dem Lauf. Ein Messfehler? Oder hatte mein Körper Flüssigkeit im Übermaß eingelagert, um für Notzeiten gerüstet zu sein?

Andere Läufer haben ja die Erfahrung gemacht, dass eine Gewichtszunahme in den Tagen nach einem Lauf häufiger vorkommt, sich das Gewicht in den nächsten Tagen aber wieder reduziert und sogar unter das Ausgangsgewicht sinkt.

Mein Körper hat sich seit dem jedoch erst wieder von ungefähr 700 - 900 Gramm getrennt.Wer fix nachrechnet kommt zu dem Ergebnis, dass ich im Moment also gut 1 kg mehr wiege als vor dem Lauf. Und der Flüssigkeitshaushalt dürfte sich doch inzwischen wieder ausgeglichen haben.

Woher kommt also das Gewichtsplus?
Nun ja; in den letzten Tagen waren ein paar kalorienlastige Tage dabei. Hier ein netter Abend mit Freunden, Nudelbuffet und Tiramisu. Dort ein Geburtstagsbrunch. Und nicht zu vergessen das Gruppentreffen im Irish Pub und die kleinen Nascherein.
Da läppern sich die zusätzlichen Kalorien schnell zusammen, zumal durch eine Fast-Sport-Pause auch kaum zusätzliche Kalorien verbrannt wurden.
Ich fürchte, das "übrig gebliebene" Kilo lässt sich so auch rechnerisch erklären, zumal mein Körper angebotenes Futter immer gerne bei sich behält und speichert und nur sehr zögerlich wieder hergibt.
Manchmal habe ich gar das Gefühl, dass ich schon beim Lesen von Fettgedrucktem zunehme.

Was mir im Moment bleibt ist die Erkenntnis, dass ich mir jetzt bei meinen Abnehmplänen einen Rückschlag eingestehen muss und dem monatlichen Zwischenziel deutlich hinterher hinke.
Da muss ich wohl mal 'ne Schüppe zulegen und mal 'ne Gabel weglegen.
Was aber in den nächsten Tagen auch wieder nicht so einfach werden wird und am Wochenende von einem Mongolischen Buffet und einem Muttertags-Kaffeetrinken sabotiert zu werden droht. Da muss ich dann mal sehen, wie ich den überflüssigen Kalorien zu Leibe rücke.

Und falls es doch stimmt, dass Kalorien kleine Tierchen sind, die nachts die Klamotten enger nähen, wird es wohl Zeit, dass ich den Kammerjäger rufe...

Schlösser, Wurst und Aua-Hintern: ein Mountainbikemarathon im Ruhrgebiet

Früher bin ich oft Rad gefahren. Das ging auch kaum anders; Alternative wären die Füße oder der Bus gewesen. Das Rad war damals mein Verkehrsmittel.
Dann kamen aber Vespa und Auto und die alte Möhre fristete ein einsames Dasein in Keller und Garage.
Vor ungefähr zwei Jahren habe ich mir dann mal im Discounter ein Mountainbike gekauft. So ein grob bereiftes Modell der preiswerten Unimog-Kategorie. Liebevoll aus Stahlträgern zusammengeschweißt. Aber immerhin mit Scheibenbremsen vorne und hinten; etwas Luxus muss sein.
Aber auch dieser Bolide wurde bisher kaum bewegt. Eine Testrunde am heimischen See und ein paar kurze Ausfahrten letztes Jahr im Urlaub. Das war's.

Was ich damit sagen will: mein Körper ist absolut nicht mehr ans Radfahren gewöhnt. Mein Hinterteil korrespondiert hervorragend mit Bürostühlen, hatte aber schon über ein halbes Jahr keinen Kontakt mehr mit Fahrradsatteln. Aber in letzter Zeit verstärkte sich in mir die Lust, sich doch mal wieder auf ein Mountainbike zu schwingen und eine Runde zu drehen.

Am 2. Mai war es dann soweit. Da wir die eigenen Räder nicht vor Ort hatten liehen Kris und ich uns zwei Mountainbikes in einem Hertener Radverleih und machten uns auf, Gelsenkirchen und Umgebung per Rad zu entdecken. Eine Route, an der wir uns orientieren wollten, fanden wir vorher in einem Radwegeführer.
Die Strecke führte uns über Schloss Herten zum Schloss Westerholt und nach Gelsenkirchen in einen Stadtpark, wo wir ein kleines Päuschen auf einer sonnigen Bank an einem Teich machten. Weiter ging es dann zum Schloss Berge mit bunt blühenden Parkanlagen.
Blau-weiß verkleidete Menschen marschierten derweil aus allen Ecken auf eine große Turnhalle zu, "Arena" genannt. Sie sollten an diesem Tag weniger Grund zur Freude haben als wir*. ;-)
Im geruhsamen Touristiktempo ging es weiter zum Schloss Horst. Es war eine richtige Schlösser-Tour. Ein Fahrradschloss hatten wir ja auch noch.

Inzwischen waren wir auch schon ein Weilchen unterwegs. Das hatten auch unsere Hintern mitbekommen, die sich trotz gepolsterter Radhosen immer spürbarer bemerkbar machten. Blöderweise schmerzten bei mir auch die Knie, wie ich es auch schon von den letzten Urlaubsausfahrten kannte. Komisch; beim Laufen sind sie einigermaßen artig und beim radeln meckern sie rum. Versteh einer die Knie.
Meine Freunde Hunger und Durst machten sich ebenfalls bemerkbar und freuten sich mit mir immer mehr auf das nächste Zwischenziel, das ehemalige BUGA-Gelände Nordstern-Park. Und da insbesondere auf den Biergarten, den Kris und ich ansteuerten und in dem wir bei bestem Wetter unter blühenden Bäumen saßen.


[Park bei Schloss Berge, Biergarten im Nordsternpark, Brücke über den Rhein-Herne-Kanal]


Nach einer Phosphatstange im Brötchen und einem Krug Alsterwasser ging es dann mit jammerndem Beamtenhintern weiter auf den wassergeprägten zweiten Teil der Tour. Im weiterhin meist geruhsamen Tempo ging es am Rhein-Herne-Kanal und der Emscher entlang. Dass wir gelegentlich von älteren Herrschaften auf Tourenrädern überholt wurden störte uns nicht weiter. Dafür sahen wir deutlich cooler aus. ;-)
Nach einer Weile und leicht geänderter Route erreichten wir Gut Steinhausen, wo es ebenfalls einen Biergarten und ein Bratwurst-Bier-Gedeck gab. Auf dem letzten Stück variierten wir die Strecke nochmals ein wenig und nahmen in Herten noch ein Stück von der Hoppenbruch- und der Hoheward-Halde unter die Stollenreifen, bevor wir die Bikes wieder übergaben.
Mein Garmin zeigte in diesem Moment die Marathondistanz von 42,2 Kilometern an.

Eine schöne Tour war das, sicherlich nicht die letzte.
Und das mit dem Hintern und den Knien gibt sich hoffentlich bei den nächsten Touren...


*Schalke verlor das Heimspiel gegen Leverkusen mit 1:2

Sonntag, 3. Mai 2009

Kleines Comeback am Seilersee

Der Blick in meine Aufzeichnungen verriet es: der letzte Marathon im Bummeltempo lag schon fast 1 Jahr zurück, der letzte Ultra-Lauf gar über eineinhalb Jahre und der erste und bisher einzige 24-Stunden-Lauf (ohne Zeitnahme) nahezu drei Jahre.

Diese Pausen waren definitiv zu lang.
Es war Zeit für ein „Comeback“.
Zeit, wieder Wettkampfatmosphäre zu schnuppern.
Zeit, die besondere Stimmung eines Rundenlaufes zu genießen.
Zeit, wieder einmal eine läuferische Herausforderung zu wagen.

Und eine Herausforderung würde es mit Sicherheit werden, das war klar, zumal die Vorbereitung nach dem laufminimalistischen Herbst und Winter, zahlreichen Trainingsplanlücken und gerade mal gut 24 km als längstem Lauf in der direkten Vorbereitung suboptimal und eigentlich noch nicht einmal marathongerecht war.
Angesichts dieser Voraussetzungen mag einem die Idee, das „Ultra-Comeback“ ausgerechnet bei einem 24-Stunden-Lauf zu versuchen, nicht nur als leicht übertrieben, sondern als ziemlich bekloppt vorkommen.
Aber der Reiz war stark; ich wollte es zumindest versuchen, zumal der Veranstaltungsort, der Iserlohner Seilersee, quasi vor der Haustür lag und ich die Stimmung des Vorjahres, als ich ein paar Seerunden mitgelaufen bin, noch sehr positiv in Erinnerung hatte.
Meiner mageren Vorbereitung entsprechend wollte ich das Ganze jedoch primär als „Trainingslauf“ angehen und die Erhaltung der Gesundheit über den Ehrgeiz stellen.
Bestimmte Erwartungen hatte ich also nicht, aber natürlich im Hinterkopf trotzdem Hoffnungen und Wünsche. Wenn alles positiv lief wollte ich mir deshalb zwischenzeitliche Zielsetzungen vorbehalten.

In den letzten Tagen vor dem Lauf stiegen Spannung und Vorfreude parallel mit den Haufen an Laufklamotten und Lebensmitteln im Flur. Ich wollte ja für alle Fälle gerüstet sein und packte wieder alles Mögliche ein. Die meisten Sachen brauchte ich dann im Endeffekt nicht, aber einige wichtige fehlten auch. Dazu später.

Am 25. April war es dann endlich soweit. Nach kurzer Fahrt und vielen „Hallos“ vor Ort schleppte ich meinen Liegestuhl, die Kühltasche und die Wechselsachen ins Ruhezelt im Stadion. Schlafen wollte ich ja nicht, aber Sitzpausen wollte ich mir schon gönnen.
Pünktlich um 12 wurden dann die Läufer bei Sonnenschein und Temperaturen um die 25° C auf die erste Runde geschickt. Unter ihnen 6-, 12- und 24-Stunden-Läufer sowie Staffeln und „Free-Runner“, die so lange laufen durften wie sie wollten.
An den reichlich gefüllten Verpflegungspavillons und dem Ruhe- und Massagezelt vorbei ging es für circa 100 Meter auf eine Tartanbahn, bevor nach einem kleinen Stück Weg und einem kleinen Anstieg der Seilersee erreicht wurde. Immer nah am See ging es dann, über eine Holzbohlenbrücke und vorbei an Gartenanlagen, auf einen weiteren kleinen Anstieg und eine Linkskurve zu. Danach führte der Weg, zunächst leicht bergab, schattig gelegen durch den Waldrand, bevor es eine kleine Rampe wieder links runter direkt zum Ufer ging. Nach einem weiteren leichten Anstieg und einem weiteren Linksschwenk ging es dann schon wieder Richtung Stadion. Rechtsknick, Linksknick, Zeiterfassung – die erste der 1788-Meter-Runden mit gut 10 Höhenmetern war beendet.

Ich lief recht locker meine Runden und freute mich als Kris, die Frau meines Herzens, für den Nachmittag an der Strecke erschien, sogar mit einem individuell bedruckten T-Shirt mit liebevollem Motivationsspruch für mich.
Später kam auch noch ein guter, alter Freund zu Besuch.
Ich nahm mir deshalb zwischen den Runden immer wieder ein paar Minuten Zeit für Plaudereien; Zeit hatte ich ja schließlich genug. Auch auf der Strecke wurde mit alten und neuen Laufbekanntschaften geplaudert.
Bei mehrstündigen Läufen auf kürzeren Runden ist das ja meistens gut möglich und einer der Gründe, warum ich solche Läufe so gerne mache.
Wegen der Wärme trank ich regelmäßig nach fast jeder Runde, verschmähte aber auch die anderen Angebote des gut gefüllten Verpflegungsstandes nicht.
Auch meine blasenmäßig vorgeschädigten Füße begutachtete ich regelmäßig und fettete nach.

Die ersten Problemchen stellten sich ungefähr bei Kilometer 17 ein. Die Waden wurden bereits müde und krampfig und die erste Gehpause war fällig. Viel zu früh. Und es wurde nicht besser.
Ungefähr nach 25 Kilometern steuerte ich dann für einen kurzen Check meinen Liegestuhl an, der aber bereits durch einen „Fremdsitzer“ besetzt war. Es stellte sich heraus, dass es sich wohl um den Leiter der aktuell tätigen Masseurmannschaft handelte, denn er bot mir – nicht ganz uneigennützig, um sitzen bleiben zu können – eine sofortige Wadenmassage durch seine Mitarbeiter an, die ich gerne annahm. Eine Win-Win-Situation, wie es ja so schön neudeutsch heißt. Denn nach der Massage ging es meinen Waden deutlich besser. Allerdings war die rechte Wade gelockert worden und bei der linken dann der Muskeltonus erhöht, nachdem man erfuhr, dass ich ja noch weiterlaufen wollte.
Meine Befürchtung, jetzt eine langsame und eine schnelle Wade zu haben und nur noch kleine Kreise laufen zu können erfüllte sich jedoch zum Glück nicht. ;-)

So verliefen die nächsten Kilometer locker mit laufen, gehen, essen, trinken und plaudern.
Richtiges Wellness-Jogging.
Und so dauerte es auch fast 7 Stunden bis ich die Marathondistanz hinter mir hatte.
Kurz danach gab es bei der regelmäßigen Fußinspektion den ersten Pflasterwechsel am vorgeschädigten Zeh.
Um kurz nach 20:00 freuten sich die Läufer dann über Nudeln und Brühe.
Frisch gestärkt machte ich mich dann auf in Runde 27 und musste danach feststellen, dass sich eine Blase an der rechten Ferse gebildet hatte. Mit abgetapeter Ferse ging es dann weiter.
Irgendwann zwischen 21 und 22 Uhr hatte es die linke Ferse der rechten gleich getan und präsentierte eine prall gefüllte Blase. Für Blasenpflaster definitiv zu groß.
Damit war ich erst mal raus aus dem Rennen. Und die Ursachenforschung hat ergeben, dass vermutlich der aufgeribbelte Stoff im Fersenbereich meiner recht alten Laufschuhe, die ich für den Lauf ausgewählt hatte, die Blasen verursacht hatte. Unter dem linken Fußballen drohte sich an einer Druckstelle auch gerade eine dicke Blase zu entwickeln.
Weiterlaufen wollte ich so wegen der mehrtägigen, schmerzhaften Erfahrungen vom 24-Stunden-Lauf in Bad Lippspringe nicht. Damals konnte ich eine Woche nicht richtig gehen und diesmal wollte ich es soweit nicht kommen lassen. Es ging ja für mich auch um nichts.

Trotzdem war dies natürlich eine ärgerliche Situation. Ich versuchte, irgendwo eine sterile Spritze aufzutreiben, um die Flüssigkeit aus der Blase zu ziehen.
Ein Sanitäter war aber leider nicht aufzutreiben und die Staffel laufenden Feuerwehrleute hatten so etwas leider auch nicht im Equipment.
Ich kauerte mich etwas frustriert in meinen Liegestuhl und sah den anderen beim Laufen zu.
Durch Zufall konnte ich aber später noch eine sterile Kanüle bekommen und mir mit ulkigen Beinverrenkungen im Lichte einer Stirnlampe die Blasen damit auf machen und abtapen.

Um 01:15 war ich mit anderen Laufschuhen an den Füßen bereit für einen zweiten Versuch.
Der Körper hielt aber dann noch eine neue Überraschung für mich bereit. Seitenstichartige Schmerzen erst rechts seitlich am Brustkorb und hinterher an beiden Seiten, so dass ich beim Laufen nicht richtig durchatmen konnte und gehen musste.
Ich gönnte mir deshalb gegen 02:30 eine zweite Massage, diesmal am Rücken.
So richtig geholfen hat sie zwar nicht, aber mit eher hängenden Armen ging es dann so einigermaßen. Gegen 3:35, nach 37 Runden, also gut 66 Kilometern, nahm ich mir noch eine Auszeit im Liegestuhl, bei der ich, leicht fröstelnd, vielleicht auch ein paar Minuten geschlummert habe. Meine Blasen hatten sich inzwischen wieder prall gefüllt.

Gegen 4:20 ging es beim ersten Vogelgezwitscher wieder auf die Strecke, die im Bereich des Waldstückes durch das THW ausgeleuchtet war.
Mein Kreislauf befand sich allerdings im Keller, so dass ich am ganzen Körper gezittert habe wie Pinocchio bei Windstärke 6 und kurz vor Ende der Runde ins Auto geflüchtet bin, wo ich noch ein Stündchen unter der warmen Decke verbracht und wohl auch noch einen Moment geschlummert habe.
Ich hatte mir jedoch den Wecker gestellt, denn ich wollte den Lauf in den Sonnenaufgang nicht verpassen. Es war angenehm mild, die Sonne ließ sich jedoch bis zur dritten Runde Zeit und von „Lauf“ konnte auch keine Rede mehr sein. Nur noch langsames Gehen war möglich und deshalb war für mich gegen 7:30 nach 41 Runden der Lauf im Prinzip endgültig beendet.
Meine Verwandtschaft und Kris, die später eintrafen, konnten mich dann auch nicht mehr laufend sehen. Aber eine gegangene „Abschiedsrunde“ in Schlappen zusammen mit Pete folgte dann doch noch.
Im Endeffekt hatte ich am Ende des Laufes um 12:00 also 42 Runden und somit 75.098 Kilometer auf der Guthabenseite.

Das ist für einen 24-Stunden-Lauf natürlich selbst für mein beschränktes Leistungsniveau wirklich nix Dolles. Es hätten trotz der mageren Vorbereitung deutlich mehr Kilometer werden können, aber ich bin ja quasi an der eigenen Blödheit gescheitert.
Warum habe ich mich auch nicht rechtzeitig um neue Schuhe gekümmert und bin in einem alten Paar Treter gelaufen, die eigentlich schon ausgemustert waren, sich aber trotzdem in der letzten Zeit zu meinen Lieblingsschuhen entwickelten?
Warum bin ich mit durchgelatschten Schuheinlagen gelaufen und habe mir nicht rechtzeitig die neuen Einlagen besorgt, um die Druckstelle unter dem linken Ballen zu vermeiden, obwohl ich das Rezept doch schon eine Weile hatte?
Warum habe ich nicht daran gedacht, mir für den absehbaren Fall von Blasen an den Füßen selbst eine sterile Spritze einzustecken?
Das waren Anfängerfehler, die mich im Nachhinein schon etwas ärgerten.

Aber das waren auch die einzigen Ärgernisse. Ansonsten habe ich den Lauf in vollen Zügen genossen.
Das lockere Laufen ohne Druck, die netten Gespräche, die Besuche an der Strecke, die angenehme Atmosphäre innerhalb der „Ultrafamilie“, die gute Versorgung, der Trubel im Stadion am Tag, die einsamen Seerunden in der Nacht.
Und auch das Ende der marathon- und ultralosen Zeit und die Erkenntnis, dass da trotz schlechter Vorbereitung noch viel mehr gegangen wäre.

Es war wirklich Zeit für dieses „Comeback“.
Und ich bin hungrig nach mehr.