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~ Nicht das Beginnen wird belohnt sondern einzig und allein das Durchhalten ~______
(Katharina von Siena)

Montag, 11. Januar 2010

Spikes, Daisy und Tottis Mitläufer

„Spikes, Daisy und Tottis Mitläufer“. Was klingt wie der Titel eines Kinderbuches ist im Grunde nichts anderes als die Zusammenfassung meiner letzten Laufwoche.

Was Laufen auf Schnee, Eis und Matsch betrifft bin ich ja eher der vorsichtig-ängstliche Typ. Bei mir läuft da immer das ungute Gefühl mit, sich bei nächstschlechtester Gelegenheit gepflegt auf den Allerwertesten zu setzen, weil die Füße glättebedingt plötzlich verschiedene Laufrichtungen einschlagen. Ein geprelltes Steißbein, ein demolierter Rücken oder ein aufgeschlagener Hinterkopf sind ja auch nicht die Verletzungen die man sich unbedingt wünscht.
Meine Trailschuhe haben für mein Empfingen auf den Problemböden zu wenig Grip und die Eiswanzen-Schuhe will ich mir auch nicht unbedingt zulegen. Also was tun?
Mein erster Gedanke waren bestimmte „Schneeketten“ für Schuhe. In meinem Lieblings-Laufforum wurden allerdings sehr unterschiedliche Erfahrung mit den Dingern gemacht. Dort stand dann aber auch der Tipp es mal mit Spikes von einem fast allerorts tätigen Unternehmen der Automobilzubehörbranche zu versuchen, die man einfach über die Schuhe zieht. Für knapp 10 Euro wechselte deshalb ein Paar stachelige Überzieher in meinen Besitz.

Testen wollte ich die sechsspikigen Gummigeflechte letzten Montag nach der Arbeit und entschied mich dazu zum Marktplatz in Hagen-Emst zu fahren und dort ein paar Runden im Park zu drehen, bevor ich mich mit den Gehhilfen in die Wildnis des Umlandes wage.
Und als ich da so im Auto saß und mich aus meinen Zivilklamotten raus und in die Laufsachen rein quetschte trafen ein paar Autos ein, aus denen zunächst niemand ausstieg. Ich tippte auf Mitglieder der Laufgruppe „Tottis Mitläufer“, von denen ich erstmals ein oder zwei Tage vorher las, nachdem ihre Leiterin mir einen Eintrag im Homepage-Gästebuch hinterlassen hatte, und von denen ich wusste, dass sie sich montags hier zum Laufen treffen.
Der Zufall wollte es, dass ich just in dem Moment meine Füße zum Anlegen der Spikes aus dem Auto bewegte als sich das Grüppchen zusammenrottete. Prompt wurde ich angesprochen ob ich ein Neuer sei. Ääääh – nee – eigentlich nicht…
Trotzdem gab ich mich gegenüber der Leiterin als „der mit der Homepage“ zu erkennen und verlor damit für ein paar Minuten die Selbstbestimmung. ;-)
Freudig wurde ich begrüßt, der Gruppe vorgestellt und so freundlich-bestimmt zum Mitlaufen eingeladen, dass ich mich kaum dagegen wehren konnte. Widerstand wäre vermutlich zwecklos gewesen. ;-)
Was folgte war eine nette und unterhaltsame Laufrunde durch das Emster Umland. Da werde ich sicher montags nochmals vorbei schauen.

Die Spikes leisteten mir bei diesem Lauf gute Dienste und gaben mir auch im Fast-Dunkel ein recht sicheres Laufgefühl. Im Laufe der Woche wurden die Spikes dann auch noch bergauf und -ab auf einer Halde getestet. Während ich gut mit ihnen klar kam – auch das Auf- und Abziehen war in Sekunden erledigt – hatte Kris mit ihrem Exemplar und den kleineren Schuhen leichte Probleme, weil sich beim Laufen einer der Einheitsgrößen-Überzieher klammheimlich vom Schuh löste und im Schnee liegenblieb. Wir konnten den Übeltäter allerdings wieder auftreiben.

Da der Wetterbericht für den Samstag in fast Panik verbreitender Weise ein viel Schnee und eiskalten Sturm bringendes Tief namens „Daisy“ ankündigte nutzte ich den noch recht ruhigen Freitagabend für einen Lauf und trabte im Dunkel des Abends zunächst über verschneite Wege auf die Felder zwischen Nord-Ost-Gelsenkirchen und Herten-Westerholt hinaus, wo die Vorboten des kalten Windes bereits in meinem Gesicht zu spüren waren. Hier, in bester Hunde-Auslauf-Gegend, erwartete ich zumindest einige Hundehalter. Aber nichts – gähnende Leere. Selbst im Stadtwäldchen zwischen Resse und Buer war anscheinend außer mir niemand unterwegs, obwohl die Wege gut zu laufen waren.
Vermutlich waren die Leute wegen der Unwettervorhersage und entsprechender Empfehlungen mit Hamsterkäufen beschäftigt.
(Wobei ich ja nicht weiß was man da mit Hamstern will. Schließlich können die noch nicht einmal Schnee schippen. Ist wahrscheinlich genau so ein Quatsch wie Biberbettwäsche. Wann hat man schon mal einen Biber zum Übernachten da? ;-) )
Dabei lud das stimmungsvoll-winterliche Ambiente geradezu zu einem Spaziergang ein. Einige Laternen und Streulicht beleuchteten die verschneiten Wege. Still und starr ruhte der See. Und auch der eisige Wind war hier nicht zu spüren.
Winterliche Abendromantik. Romantischer Winterabend. Abendlicher Romantikwinter.

Und „Daisy“? Sie lud Samstag zwar ein paar Zentimeter Schnee ab, hinterließ hier jedoch kein Schneechaos, sondern tobte sich wohl hauptsächlich über Margitta-Country aus. Inzwischen ist „Daisy“ Richtung Schwarzes Meer weitergewandert, während sich jetzt das Hoch „Bob“ breit macht. Der Name passt ja auch viel besser zum Winter… ;-)

8 Kommentare:

Hannes hat gesagt…

"Margitta-Country" - Ich mag deine Texte! :D

Evchen hat gesagt…

*gröhl* Ich könnte gleich mehrfach herzhaft geiern! Weißt Du, das ist das, was beim Kommentieren leider zu kurz kommt, weil man es schlecht-gar nicht beschreiben kann, wie sehr man über diese oder jede Formulierung schmunzelt. Schön geschrieben. Punkt. ;-)

ultraistgut hat gesagt…

So schnell kann es gehen, und man befindet sich inmitten einer Gruppe, von der man kurz davor noch nichts wusste,siehst du mal, wie gut du bei leitenden Frauen ankommst !

Die Eiswanzen-Schuhe, das nur nebenbei bemerkt, sind es wirklich wert, sie anzuschaffen,eine Investition für Jahre, auch wenn es nicht in jedem Winter sibirische Verhältnisse herrschen.

Naja, wenn dir deine stacheligen Überzieher genügen, dann hast du ja fast den gleichen Effekt und läufst sicher durch die Prärie.

Hast vollkommen Recht - Panik-Mache in ganz Deutschland - nur in Margitta's Country herrschen teilweise chaotische Verhältnisse, traurig, wenn Menschen im Schnee stecken bleiben, aber alles ist gut ausgegangen, sie wurden alle gefunden, versorgt, und irgendwann konnten sie auch wieder unbeschadet nach Hause.

Im übrigen bin ich einmal bei Glatteis auf den Hinterkopf gefallen, diese Erfahrung reicht mir !

Marco hat gesagt…

schön schön mein lieber, da bist du also mit kettenschuhen unterwegs und sagst mir nicht das es sowas gibt. ich quäle mich mit meinen s-lab schuhen von salomon durch die gefilde. :-)
aber ich muß sagen die s-lb sind schon eine klasse für sich. bin bei meinen ganzen schneerunden erst einmal weggerutscht. die dinger haften wie saugnäpfe am boden. deine texte sind immer wieder ein genuss. ich könnte mich bei einigen texten beömmeln.
hast mal lust uf ein läufchen am wochenende?
wenn ja dann meld dich einfach.

liebe grüße
marco

Stefan hat gesagt…

Freut mich, Hannes! :-)

Danke, Evchen! Schön, dass ich zu deiner Erheiterung beitragen konnte. :-)

Margitta, falls die Spikes den Dauertest nicht bestehen werde ich mal über die "Eiswanzen" nachdenken.

Marco, ich dachte immer du hättest genug Grip und keine Spikes nötig. ;-)

Am WE bin ich nördlicher unterwegs. Vielleicht geht nächste Woche mal was; während der Woche ab nachmittags.
Gerne durch den Hagener Schneewald.

ultraistgut hat gesagt…

DA würde ich fast drauf wetten !

Pienznaeschen hat gesagt…

Hihihi, die Laufgruppenleiterin hatte Dich aber ganz schön im Griff ;)

Nein, es gibt wirklich solche Überziehdinger? Mhhh, das wäre eine zumindest günstigere Variante zumal eigentlich nie so richtig viel Winter ist (o.k. den Blick aus dem Fenster vergessen wir mal schnell ;) )

Stefan hat gesagt…

Julia, ein paar verschneite oder glatte Tage gibt es eigentlich immer mal. Für'n Zehner ist das daher eine sinnvolle Anschaffung, denke ich.
Auch wenn ich heute mal einen im Tiefschnee verloren (aber wiedergefunden) habe.