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~ Nicht das Beginnen wird belohnt sondern einzig und allein das Durchhalten ~______
(Katharina von Siena)

Montag, 14. September 2009

Kultur-Run-den für SchachtZeichen

Im Mai 2010, wenn das Ruhrgebiet „Kulturhauptstadt Europas“ ist, sollen zahlreiche gelbe Heliumballone 80 Meter hoch über dem Ruhrgebiet schweben und kilometerweit sichtbar die Orte markieren, an denen große Schachtzechen standen.
Dahinter steckt die Idee, den Strukturwandel im Ruhrgebiet aufzuzeigen und ihn sinnlich erfahrbar zu machen, indem durch die nachts leuchtenden Ballone die Wurzeln des Ruhrgebiets markiert werden: die Orte, an denen die Kohlevorräte erschlossen und gefördert wurden.
SchachtZeichen“ nennt sich das Projekt. Und das will finanziert werden und sucht Sponsoren.

Hier hat Laufkumpel Jörg „Yogi“ Schranz angesetzt und zusammen mit der Betreiberin des „In Hostel Veritas“ in Oberhausen mit recht kurzem zeitlichen Vorlauf einen 24-Stunden-Benefizlauf für den 12./13.09.09 organisiert, dessen Erlöse dem Projekt „SchachtZeichen“ zukommen sollten: den Kultur-Run.

Für mich stand sofort fest, dass ich bei diesem Lauf dabei sein wollte, wofür es gleich mehrere Gründe gab: die tiefe Sympathie für den Pott, das Unterstützen der interessanten Aktion, die Aussicht darauf viele Lauffreunde und -bekanntschaften zu treffen und die Möglichkeit in netter Runde auf einer kurzen Rundstrecke einen Trainingsmarathon zu laufen.
Der letzte Grund musste allerdings kurzfristig aufgrund einer Erkältung entfallen.
Schade; exakt 5 Jahre nach meinem ersten Marathon wäre ich an diesem kleinen „Jubiläumstag“ gerne einen gelaufen. Ein Husten-Schnupfen-Marathon wäre jedoch höchst unvernünftig gewesen, so dass ich meine Pläne deutlich zusammenstreichen musste und nur vorsichtige, ruhige 6-10 Kilometer anpeilte.

Kurz nach dem Start um 15:00 trafen Kris und ich am Startbereich vor dem Hostel ein, das früher einmal das Pförtnerhaus der Zeche Oberhausen war.
Während die Ultraläufer und andere Teilnehmer bereits ihre Runden drehten und nachdem wir die zahlreichen Bekannten begrüßt hatten besorgte ich mir erst einmal meine Laufkarte, auf der die gelaufenen Runden abgestempelt werden sollten.
Für diejenigen, die Marathon und mehr laufen wollten, gab es neben einer Kontrollliste noch eine andere und sehr originelle Art der Rundenerfassung. Aus einer Platte mit Kultur-Run-Logo ragten Stäbchen hinaus, neben denen ein Foto der Läufer angebracht war. Auf diese Stäbchen, die vermutlich die SchachtZeichen-Ballone symbolisieren sollten, wurden entsprechend der gelaufenen Runden gelbe Plättchen gesteckt, so dass diese sich im Laufe der Zeit stapelten.



Als mein Lauffreund Pete am Start vorbei kam lief ich mit ihm in meine erste Runde. Wobei „Runde“ eigentlich nicht der richtige Begriff ist. Die Streckenführung ähnelte aufgrund mehrerer Wendepunkte eher einem schief geratenen Kreuz. Vom Start weg ging es ein paar Meter geradeaus und dann leicht ansteigend nach links hoch. Nach einem weiteren Linksknick ging es auf eine teils geschotterte Gerade in ein Waldstück hinein, wo ein Eimer den Wendepunkt markierte. Nachdem man auf diesem Weg ein Stück zurück gelaufen war kam man am Haupteingang eines Seniorenheimes vorbei, vor dem einige der Bewohner saßen und den Läufern zuschauten.

Wieder ging es nach links und nach einer weiten Rechtsschleife durchlief man eine Halle mit Stahltanks.

Nachdem man durch die schmale Tür wieder im Freien war ging es wieder nach links an der Halle entlang und um einen Wendepunkt herum, bis man wieder in Höhe der Hallentür war.

Wieder folgte ein Linksschwenk. Dann ging es leicht bergab, rechts herum und auf den Start-/Zielbereich zu, den man aber erst noch durchlaufen und einen weiteren Wendepunkt umrunden musste, bis man wieder am Rundenzählertisch angelangt und 2 Kilometer gelaufen war.

Den mittleren Bereich der mit gelben Luftballons dekorierten Strecke durchlief man mehrfach, was mir persönlich gut gefallen hat und praktisch für die fotografierende Kris war.

Nach drei Runden mit Pete setzte ich dann erst einmal aus. Als er jedoch das nächste Mal am Start vorbei kam hing ich mich wieder dran und wir liefen noch zwei weitere Runden zusammen. Das sollte dann reichen; mehr wollte ich wegen der Erkältung nicht machen. Aber es ging mir gut, ich hatte Spaß und ich „musste“ einfach noch mal auf die Piste. Also lief ich noch einmal zwei Ründchen mit. Zwischendurch gab es immer mal Abwechslung auf der Strecke.

Ein Gospelchor und eine Marimbagruppe standen am Streckenrand und gaben Kostproben, zwei Frauen liefen den Kurs gemeinsam mit ihren Pferden und eine in Tierkostüme gekleidete Theatertruppe ließ sich in einer vom Mini-Trecker gezogenen Kinderbahn über die Strecke chauffieren.

Jens und Frank gesellten sich zwischendurch auch mal zu uns, so dass wir als plauderndes Quartett unterwegs waren.

Nach insgesamt 7 Kultur-Run-den zog ich dann wirklich die Handbremse und beendete den Lauf.
Nachdem ich wieder in trockenen Sachen war und Laufkarte samt Spendenobolus abgegeben hatte schauten Kris und ich uns näher an, was das Orga-Team auf die Beine gestellt hatte. Im Biergarten des Hostels wurden fleischige, pilzige, flüssige und weitere Genüsse angeboten, während wechselnde Bands auf der kleinen Bühne spielten und für Stimmung sorgten. Auch die „Sonderläufe“ wie zum Beispiel der Stöckelschuhlauf sorgten für gute Stimmung; vor allem weil nicht nur Frauen auf High Heels unterwegs waren.

Alles wirkte, auch durch die vielen freundlichen Helfer, locker und unkompliziert, aber trotzdem gut organisiert.

In der Nähe der Strecke schwebte einer der gelben Heliumballone. Allerdings nur in 30 Metern Höhe statt, wie für 2010 geplant, in 80 Metern. Bei Eintritt der Dämmerung wurde später auch die Beleuchtung des Ballons eingeschaltet.
Die nächsten Stunden vergingen bei Musik, Speis und Trank sowie Läufergesprächen und -flachsereien recht schnell. Als es dunkel war machten Kris und ich zum Abschied noch einen kurzen Spaziergang über die Strecke, die jetzt teilweise vom THW beleuchtet war. In der Halle sorgten Teelichter und Strahler für Licht. Und über dem Ganzen schwebte einem Vollmond gleich der gelbe, von innen beleuchtete Ballon.

Nachsatz: Einer ersten Info der Homepage zum Kultur-Run kann man entnehmen, dass das Orga-Team mit der Resonanz zufrieden war, dass über 600 Läufer mit Laufkarte unterwegs waren und dass auch die Resonanz der Läufer und Zuschauer gut war.
Und so wie es aussieht wird es bei der Premiere dieses Laufes nicht bleiben. Vielleicht komme ich ja dann doch noch zu einem Marathon beim Kultur-Run.
Ich bin gespannt. Und gerne wieder dabei.


Mehr Fotos:
DerWesten.de
Martin Schmitz

Bericht mit industriegeschichtlichem Hintergrund im Blog "NRW von A-Z"

11 Kommentare:

Hannes hat gesagt…

Wow, da ist ja wirklich ein tolles Ereignis zusammen gekommen. Ein richtig schöner Lauf, gemütlich, toll organisiert, familiär - einfach schön.

Und vernünftig warst du dabei auch noch. Schade natürlich, dass der Jubiläumsmarathon nicht geklappt hat, aber dafür bist du (hoffentlich) bald wieder fit.

Martin Schmitz hat gesagt…

Ja, super war es beim Kulturrun. Hat mich gefreut dich dort zu treffen Stefan. Meine Bilder sind schon im Netz ein Bericht folgt noch.

Bilder: http://www.flickr.com/photos/10063064@N06/sets/72157622368946804/

Stefan hat gesagt…

Ja, Hannes, das hat Spaß gemacht. Das schöne ist, dass ich viele der "Ultras" kannte - das ist wie ein kleines Familientreffen. Aber eines von der angenehmen Sorte. ;-)

Martin, danke für den Link. Ich war so frei und hab ihn unter dem Blogeintrag noch eingefügt.
Schön, dass wir uns mal wieder getroffen haben. Aber wollten wir nicht eigentlich noch ein Bier zusammen trinken und 'ne Frikadelle essen? Das müssen wir wohl nachholen...

Anonym hat gesagt…

Es ist immer wieder schön zu lesen, dass sich Läufer für soziale Zwecke engagieren. Da wurde eine schöne Idee gut umgesetzt. Hinzu kommt, dass es von dir sehr vernünftig war dich ein wenig zurückzunehmen.
Alles Gute weiterhin - Reinhard

Stefan hat gesagt…

Reinhard, ich finde es auch schön, wenn man durch Laufen Gutes tun kann.
Obwohl der Spendenzweck ja diesmal etwas aus dem Rahmen fiel. Kulturelle Zwecke sind da ja eher selten.

Vernünftig - ja und nein. Vernünftiger wäre es vermutlich gewesen nach der 5. Runde Schluss zu machen. Ist aber wohl gut gegangen. ;-)

Highopie hat gesagt…

Dat war'ne richtich töfte Sache.

Hasse astrein geschriem Stefan !
Beim nächsten Mal laufen wa mal zusammen 'n paar Ründken.

Stefan hat gesagt…

Danke, Thorsten.

Datt mit dem Laufen machen we ma.
Schön datt we wenigstens n paar Worte quatschen konnten.

Marcus hat gesagt…

Das ist echt schade, wenn einem die Gesundheit einen Strich durch die Rechnung macht. Aber dafür, daß Du erkältet bist, bist Du dennoch recht viel gelaufen. Ich hoffe, daß Dir das bekommt! Derlei kann heikel werden…

Dein Bericht ist Dir gut gelungen, obwohl Du nicht den Marathon gelaufen bist. Bei der nächsten Veranstaltung dieser Art bist Du garantiert dabei – ich wünsche Dir das!

Weiterhin gute Besserung, Stefan!

Stefan hat gesagt…

Marcus, ich hab ja bei den 14 km zwei kleine Pausen drin gehabt. Wenn mein Körper ein Veto eingelegt oder ich mich schlecht gefühlt hätte wäre der Stopp früher gekommen.

Danke für deine Wünsche. Dann drück mal die Daumen, dass ich nächsten Sonntag wieder fit bin. ;-)

ultraistgut hat gesagt…

Lieber Stefan,

mit Leib und Seele dabei, das kann man sagen, wenn man diesen Bericht liest, schön solche Läufe, genau, wie ich sie liebe, nicht 0-815, sondern etwas besonderes - Familientreffen, ich liebe solche Läufe !

Schöne Fotos !

Stefan hat gesagt…

Margitta, du sagst es: ungezwungene, stressfreie "Familientreffen" zu einem besonderen Anlass.
Das ist auch genau mein Ding.