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~ Nicht das Beginnen wird belohnt sondern einzig und allein das Durchhalten ~______
(Katharina von Siena)

Dienstag, 12. Mai 2009

Trainingslauf mal anders: 1. Neurolauf in Gelsenkirchen

Am Donnerstagabend erfuhr ich von einem Benefizlauf in Gelsenkirchen, der am Samstag stattfinden sollte. Das klang schon mal interessant.
Freitags brachte ich dann in Erfahrung, dass die neurologischen Selbsthilfegruppen und die Evangelischen Kliniken Gelsenkirchen gemeinsam den 1. Gelsenkirchener Neurolauf veranstalten würden. Sponsoren wollten dabei für jede gelaufene und gewalkte Runde von der City um den Teich im Stadtpark und zurück Geld für die Selbsthilfegruppen springen lassen.
Ich verschob daher den für Freitag vorgesehenen Trainingslauf auf den Samstag und stand dann um 11 Uhr nach fast zwei Wochen Laufpause am Start auf dem Heinrich-König-Platz in der Gelsenkirchener City.

Bei für mich optimalem Laufwetter von ungefähr 16° C ging es im großen Pulk in die erste Runde, wobei die Runde nicht wirklich rund war, sondern eher die Form einer Polizeikelle oder eines Dauerlutschers hatte. Vom unteren Ende des "Stiels" ging es auf Fuß- und Radwegen zum Gelsenkirchener Stadtpark, wobei man zwei Unterführungen mit Steigungen, Gefällen und vier Radfahrersperren durchqueren musste. Nach einer flachen Runde um den Stadtgartenteich ging es auf dem "Stiel" wieder zurück zum Start/Ziel-Bereich, wo man nach jeder absolvierten Runde einen runden Stempelabdruck auf die Hand bekam. Dann konnte man je nach Lust, Laune, Leistungsvermögen und Zielsetzung aus dem Lauf aussteigen oder sich auf die nächste 1350-Meter-Runde begeben.

Anfangs war die Strecke recht voll, was das Laufen nicht immer leicht machte. Neben ein paar Lauftreffgruppen und Einzelläufern waren auch Handball-Jugendmannschaften, (Nordic-)Walker und Spaziergänger mit und ohne Hunde dabei.

Etwas ärgerlich war, dass die Strecke nicht abgesperrt war und Spaziergänger oft keine Rücksicht auf die Teilnehmer nahmen. Einigen war dies nicht bewusst, andere äusserten aber auch schon mal das Götz-von-Berlichingen-Zitat, wenn sie von Ordnern angesprochen wurden. Für die waren die Teilnehmer einfach nur störend. Dann wollen wir mal hoffen, dass sie nie auf eine Schlaganfall-Selbsthilfegruppe angewiesen sind...

Auch Teilnehmer verhielten sich manchmal leider nicht so rücksichtsvoll und blockierten nebeneinander gehend die Strecke. Mit der Zeit leerte sich die Strecke aber und die Engpässe reduzierten sich. Erfreulich fand ich, dass sich einige Teilnehmer offensichtlich auch spontan zur Teilnahme entschieden. Ein Startgeld musste nicht gezahlt werden und so konnten sie durch einen rein "körperlichen" Beitrag etwas für die gute Sache tun, denn immerhin sagten die Sponsoren 5 Euro pro absolvierter Runde zu. So sah man dann auch mal eine Dame mit Handtasche über die Strecke eilen. Optischer Höhepunkt war allerdings der ältere Herr, der fein gemacht mit Schirmmütze und mit roter Krawatte ein paar Runden ging. Zusammen mit der Startnummer auf der Rückseite des Sakkos ein herrliches Bild. An ihm hätten sich die Meckerköppe mal ein Beispiel nehmen sollen; immerhin war er 81 Jahre alt.


Ich selbst schaffte es trotz des ständigen Abstoppens an den Sperrbügeln und des Umkurvens anderer Hindernisse zunächst gleichmässig zu laufen. Bis zum Ende des Laufes und der Veranstaltung hatte ich drei Stunden Zeit und ich entschied mich zwischendurch dazu, bis zum Schluss durchzulaufen und möglichst viele Punkte auf der Hand zu sammeln. Je näher der Zeiger Richtung 14:00 Uhr rückte desto leerer wurde die Strecke und desto mehr machten sich die Unterführungen in meinen Beinen bemerkbar, so dass ich irgendwann begann auch mal eine Steigung zu gehen. Auch Hunger machte sich irgendwann bemerkbar, was bei mir zumindest beim Laufen doch eher ungewöhnlich ist, aber die vom Veranstalter bereitgestellten Bananen waren bereits weggefuttert. Da scheinen einige Handballteenies vorher nicht anständig gefrühstückt zu haben; sie hatten bereits beim Start Bananen in der Hand. Zum Glück war Kris aber mitgekommen und hatte schnell Energieriegel besorgt.
Wenige Minuten vor 14:00 Uhr war ich dann der Letzte auf der Strecke und erlöste mit meinem Zieleinlauf den Mann auf der Aluleiter, der das Start-Ziel-Banner abhängen wollte.
Nach 18 Runden, 72 Unterführungsdurchquerungen und 144 Sperrbügelumkurvungen hatte ich 24,4 Kilometer, 90 Euro für den guten Zweck und einen ordentlichen Muskelkater in den Oberschenkeln erlaufen.

Insgesamt sollen es knapp 200 Teilnehmer gewesen sein, die insgesamt über 1000 Runden gelaufen sind.
Mein kleines persönliches Fazit: es war ein guter und interessanter Trainingslauf, der durch die Spendenrunden zusätzliche Motivation zum Durchhalten brachte. Ein paar organisatorische "Kinderkrankheiten" gab es, die mich etwas störten, aber es war ja auch keine Laufveranstaltung im üblichen Sinne. Und wenn es bei mir passt bin ich gerne im nächsten Jahr wieder dabei.



[Fotos: C. Sawade]

9 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Tolle Veranstaltung und toll, dass Du mitgemacht hast! Wenn so etwas mal bei mir in der Nähe stattfindet, bin ich auf jeden Fall auch dabei!

Gerd hat gesagt…

Muskelkater für einen guten Zweck ist immer was Feines.
Glückwunsch dazu!

Anonym hat gesagt…

klingt gut, Einladung kam leider viiiiieeeel zu spät;)

Highopie hat gesagt…

Tja, nicht nur die Arbeit, auch der Muskelfaserriss machte eine Teilnahme unmöglich.

Zum Tunnel: Der war beim 10er auch zweimal zu durchlaufen.

ultraistgut hat gesagt…

Laufen dürfen, dazu noch für einen guten Zweck, das ist doch das, was wir am liebsten tun. Leider für mich ein wenig zu weit, aber ich halte ebenso Aussschau nach solchen Läufen !

Marcus hat gesagt…

Ich muß sagen, ich finde den Anlaß auch wunderbar! Damit erfüllt das Laufen einen sinnvollen Zweck.

Allerdings gibt es wohl nicht viele Veranstaltungen dieser Art - oder irre ich?

Stefan hat gesagt…

Lars, Gerd, Margitta: Ja, laufen und dabei etwas Gutes tun ist eine Kombination, die mir sehr gefällt.

Christian, ich habe leider auch erst 1 1/2 Tage vorher davon erfahren, sonst hätte ich mich früher gemeldet. Aber im nächsten Jahr soll es eine Wiederholung geben.

Muskelfaserriss, Thorsten? Das klingt jetzt nicht gut - ich wünsche dir gute Besserung!

Marcus, ich weiss jetzt nicht wie das da ist wo du wohnst, aber hier im Ballungsrandgebiet gibt es schon einige caritative Läufe, an denen ich gerne teilnehme; zum Beispiel der Hospizlauf in Iserlohn, der Sterntalerlauf in Herdecke oder - neulich - auch der 24-Stunden-Lauf in Iserlohn. Alles "um die Ecke". Für Juni habe ich den 24-Stunden-Lauf in Bad Lippspringe eingeplant, für den ich dann auch gerne mal ein Stück weiter fahre. Auch caritativ, nicht wettkampforientiert, mit netter Atmosphäre. Und soweit ich weiss sind dort auch immer welche von streakrunner.de anzutreffen. Naaa - wär' das nichts für dich?

Marcus hat gesagt…

Moin Moin, Stefan!

Ich habe bisher zwar Laufveranstaltungen aus meinem Umfeld verfolgt - schon, um in den Ergebnislisten zu vergleichen, wo ich vielleicht stehen würde - dennoch sind mir keine
Veranstaltungen mit einem derartigen Hintergrund aufgefallen. Allerdings habe ich auch nicht bewußt in dem Kontext geguckt.

Ja, in BaLi versammeln sich immer viele Täglichläufer. Ob es etwas für mich wäre? Ich weiß es nicht. Bisher lief ich nicht mal einen Marathon (also offiziell) und dann gleich ein 24 h
Lauf? Keine Ahnung.

Wie auch immer, der Hintergrund ist höchst lobenswert. Ich schätze, das hat Zukunft.

Ein angenehmes Wochenende,

Marcus

Stefan hat gesagt…

Marcus, in Bad Lippspringe kann man 24 Stunden laufen, muss es aber nicht.
Wenn du an beiden Tagen deine 15 Kilometer laufen wollen würdest wäre das völlig in Ordnung.
Ist ja kein Wettkampf; Spaß und caritativer Zweck stehen im Vordergrund.