Letzter Freitag, früher Nachmittag.
Meine Trainingsplanung sagt was von knapp über 13 Kilometern, also zwei Runden um den Hengsteysee.
Das Thermometer sagt was von knapp über 30 Grad, also viel zu warm zum Laufen.
Zumindest für mich. Aber es hilft ja nichts, die Form kommt nicht von selbst zurück.
Während ich mir wünsche, im Freibad zu sein, starte ich in die erste Runde. Tapfer trabe ich vor mich hin, während meine Gedanken sich noch mit einem Gedicht beschäftigen.
Erst nach gut 2 Kilometern kommt mir der erste Läufer entgegen.
Das ist spät für Freitag, früher Nachmittag, da die Strecke um den See ein Läuferhighway ist.
Kurze Zeit später kommt mir Nummer 2 entgegen. Männlich. Mit langer Hose und Weste. Vermutlich schaue ich etwas verwirrt während ich darüber nachdenke, bei welchen Temperaturen der Laufkamerad denn wohl auf "kurz" umstellt.
Etwas später Nummer 3. Zwar mit kurzer Hose, aber mit Stirnband und Jacke. Die Jacke sieht aus wie die Regenjacke, die es damals beim Bund gab. Da, wo kein Regen rein, aber auch kein Schweiss raus kam. Wo man im eigenen Saft geschmort hat. Und das Stirnband von Nummer 3 ist so breit, dass es nicht wie ein Schweissband, sondern wie eines zum Ohren wärmen aussieht.
Hallo?! Es sind mehr als 30 Grad - und von Regen weit und breit nichts zu sehen! Hab ich was verpasst? Läuft hier ein geheimes Trainingslager für den Badwater-Ultra?
Die weiteren Meter verlaufen dann ohne merkwürdige Erscheinungen. Die Beine laufen wie von selbst und die Hitze scheint mir trotz der leichten Schwüle diesmal gar nicht so viel auszumachen wie befürchtet. Allerdings habe ich das subjektive Gefühl, dass die Luft 30 % weniger Sauerstoff enthält als sonst und leichte Probleme mit der Atmung.
Kurze Zeit später komme ich am Freibad vorbei, höre pubertierende Mädels kreischen, die vermutlich von ebenfalls pubertierenden Jünglingen gejagt und ins Wasser geschubst werden, blicke leicht neidisch auf das bunte Treiben um das Becken herum und wünsche mich auf die andere Seite des Zauns.
Aber während die Leute ins Freibad strömen, strömt bei mir nur der Schweiss.
Das Atmen fällt trotz moderaten Tempos weiterhin schwerer als sonst und mein gelbes Shirt passt gut zu meinem Zustand: ich komme mir vor wie eine ausgepresste Zitrone.
Ein paar Minuten später sitze ich tropfend wie ein nasser Schwamm auf der Kofferraumkante, trinke etwas und überlege, ob ich in Anbetracht der Umstände mit einer Runde zufrieden bin.
Nein, bin ich nicht. Also raffe ich mich noch einmal auf und hänge ein paar Kilometer Richtung Harkortsee und zurück an. Das reicht dann aber auch. Die Beine und der Kopf würden gerne noch weiterlaufen, aber die Lunge hat was dagegen.
Insgesamt war es aber nicht so "schlimm" wie befürchtet, obwohl ich alles andere als ein Hitzeläufer bin. Trotzdem darf es gerne wieder etwas kühler werden...
I wie Iserlohn
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Für den Buchstaben I musste ich nicht weit fahren: etwa 20 Kilometer
Richtung Osten und ich war in Iserlohn, der mit rund 100.000 Einwohnern
größten Stadt ...
10 Kommentare:
Hallo Stefan,
obwohl ich mich schon etwas an die Hitze gewöhnt habe, schliesse ich mich Deinem letzten Satz an: es darf wieder etwas kühler werden *g*
Bei meinem gestrigen langen Lauf bin ich nach 25 km urplötzlich eingebrochen und ich konnte mich anschliessend wohl mit Sonnenstich ins Bett legen :-O Umso unverständlicher sind dann Deine Erlebnisse mit Läufern in langer Montur
Salut
Christian
Margitta hat schon mal gesagt, daß es u.A. ein recht typischer Anfängerfehler ist, daß man viel zu eingemummelt rumläuft.Tendiere ich auch zu. ;-)
Ich find`s klasse, daß Du dann dennoch nicht nur laufen warst, sondern eben auch noch ein Schippchen drauf gepackt hast. :-)
Doc, 25 km hätte ich am Freitag wohl gar nicht überlebt. ;-)
Evchen:
> Tendiere ich auch zu. ;-)
Du bist eine Frau - da hätte ich nichts anderes erwartet... *grins*
Ich bin auch kein Hitzeläufer - im Gegenteil! Für mich ist das derzeit unschön, aber da muß ich durch.
Ansonsten falle ich eher auf, wenn ich bei Minusgraden mit kurzen Hosen und T-Shirt durch die Welt laufe. Ach ja, das dauert wohl noch ein bißchen.
Letztes Jahr im August sah ich übrigens die ersten Winterjacken und Mützen. Verweichlichte Gesellschaft! ;))
Der nächste Winter kommt bestimmt !
Marcus:
Ansonsten falle ich eher auf, wenn ich bei Minusgraden mit kurzen Hosen und T-Shirt durch die Welt laufe.
Ja, das ist dann das entgegengesetzte Extrem. Mein Blick wäre vermutlich ähnlich fassungslos gewesen wie der letzten Freitag, wenn du mir so über den Weg gelaufen wärst. ;-)
Thorsten, da hast du zweifelsohne recht. Das darf aber gerne noch ein Weilchen dauern...
Also bei Temperaturen jenseits der 30° geht bei mir nichts. Wenn es dann auch noch schwül ist wirds gefährlich.
Dann halt Morgens in der früh. ;-)
Vielleicht waren die beiden mit den Jacken schon länger in der Hitze unterwegs. Irgendwann fängst Du dann an zu frieren! :lol:
Kann natürlich auch sein, Gerd, dass die beiden durch die Wärme schon ein bisschen matschig im Kopf waren, bevor sie zum Kleiderschrank gegangen sind. ;-)
Lieber Stefan,
das hast du sehr gut beschrieben, solche Typen , die für Badwater zu trainieren scheinen, laufen uns wohl alle über den Weg, aber es gibt auch die, die ihren wenig attraktiven Oberkörper (natürlich MANN !) laufend zur Schau stellen, fragt sie, was dann in diesem Falle besser sei.
Hitzeläufe sind ätzend, aber du hast tapfer durchgehalten, bist noch eine Runde gelaufen, was dir hoch anzurechnen ist, durchhalten heißt die Devise, gell ?
Margitta, die Männer hier laufen eigentlich eher "züchtig".
Wenn es hier schon mal optische Peinlichkeiten gibt, dann sind es Bauchfrei-Shirts bei Frauen, die lieber nicht am Stoff gespart hätten. ;-)
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