_______
~ Nicht das Beginnen wird belohnt sondern einzig und allein das Durchhalten ~______
(Katharina von Siena)

Samstag, 31. Mai 2008

Mit allen Sinnen [Ein RothaarsteigLaufBericht]

Ob ich selbst noch bei Sinnen war, als ich den Lauf in meine Planungen aufnahm, weiß ich nicht mehr. Je näher der 24.05. rückte, desto mehr zweifelte ich jedoch daran.
Immerhin summieren sich laut Ausschreibung zwischen dem Start in Winterberg und dem Ziel am Briloner Marktplatz knapp 1000 Höhenmeter aufwärts und fast 1200 Höhenmeter abwärts.
Trotz fehlender Läufe um drei Stunden in der direkten Vorbereitung und des für mich ausgefallenen, als Test gedachten Hermannslaufes hielt ich jedoch an meinem Vorhaben fest.
Schließlich hatte ich meinem Opa, dem Sport immer wichtig war, versprochen, ihm diesen Marathon zu widmen.
Er weiß es aber wahrscheinlich nicht, denn das Versprechen gab ich ihm erst an seinem Grab; er ist Anfang des Jahres verstorben.

Der Rothaarsteig ist ein 154 km langer Wanderweg. Er führt über den Kamm des Rothaargebirges und verbindet, garniert mit 3139 Höhenmetern, Brilon im Sauerland über das Wittgensteiner Bergland und das Siegerland mit Dillenburg am Fuße des Westerwaldes.
Er wird auch der Weg der Sinne genannt.
Diesen Slogan wollte ich mir zum Motto meines Laufes machen und den Weg mit allen Sinnen genießen, ohne besondere zeitliche Ambitionen zu haben.
Ich wollte in die Ferne blicken, Bäume riechen, klare Luft schmecken, das Profil in den Beinen spüren.

Die gut einstündige Anfahrt nach Brilon führte gegen Ende auch über die A 445.
Die Landschaft war grün und leicht bergig, lange Brücken überspannten die Täler. Wer das Sauerland nicht kannte, ahnte spätestens jetzt, was ihn erwarten würde.

Gut in der Zeit kam ich in Brilon an und fand für mein Auto auch einen Unterschlupf in der Nähe des Marktes, wo später der Zieleinlauf sein sollte. Auf dem gebührenpflichtigen Parkplatz herrschte an diesem Tag Parkschein-Anarchie. Nirgendwo sah ich einen Parkschein hinter der Scheibe. Das hätte auch nicht viel gebracht, denn die Höchstparkzeit belief sich auf 4 Stunden. Einschließlich des Läufertransportes nach Winterberg kann man das nicht schaffen. Das dachten sich die anderen Läufer wohl auch. Ich schloss mich der nicht-zahlenden Mehrheit an und hoffte auf gnädige und läuferfreundliche Politessen. Außerdem hatte ich mal gehört, dass es bei der Verwarnungsgeldberechnung preiswerter sein soll, erst gar keinen Parkschein zu haben als die Parkzeit zu überziehen. Aber dass nur nebenbei.

Die Nachmeldung vor Ort in der Briloner Sparkasse erfolgte problemlos und ich erstand danach noch ein Erinnerungs-Shirt.
Um 10:45 Uhr wurde dann das Marathon laufende Volk mit Bussen zum Startort Winterberg kutschiert. Während der Fahrt blieb genug Zeit, sich seine Mitfahrer und -läufer anzuschauen.
Fast ausnahmslos männliche Teilnehmer.
Fast ausnahmslos älter wirkende Teilnehmer
Fast ausnahmslos fitter wirkende Teilnehmer.
Darunter auch "Exoten" wie der graubärtige Herr mit dem zusammengebundenen Zopf und dem karierten Hemd, dem ein Brötchen halb aus der Hemdtasche herausragte.

In Winterberg war dann noch ausreichend Zeit, seinen Flüssigkeitshaushalt in beide Richtungen zu regulieren, bevor dann um 12:00 Uhr der Startschuss fiel, der keiner war. Der Schuss ging erst los, als meine Ohren auf Waffenhöhe waren.

Ungefähr 180 Zwei- und einige Vierbeiner machten sich auf die Strecke. Zunächst wurden meine Hörsinne auf die Probe gestellt, denn ein Urviech von Hund bellte in meiner Nähe lautstark und anhaltend seine Freude ins Sauerland.
Bereits nach kurzer Zeit war das Läuferfeld im Grünen und konnte die ersten Weitblicke genießen, sofern man die Muße dazu hatte. Die Route führte nach kurzer Zeit auch knapp an der Ruhrquelle vorbei, die man vom Weg aus sah. Einen Abstecher sparte ich mir aber.

Zwischendurch gab es wieder ein anderes Hundeerlebnis. Das Kerlchen war noch voller Tatendrang, zog kräftig an der Leine und hechelte, was das Zeug hielt. Dummerweise einen Meter hinter meinen Waden. Auch für Hundefreunde eine recht nervige Sache. An einem Pfahl mit dem Rothaarsteig-Symbol hüpfte ich deshalb für ein Handy-Foto mal kurz zur Seite und ließ auch das sechsbeinige Gespann vorbei.
Der taktische Schachzug ging aber leider nicht auf, da der kleine Zottel in der nächsten Schlammpfütze ein Bad nahm und damit genau in dem Moment fertig war, als ich an dieser Stelle ankam. Er hechelte dadurch zunächst weiter direkt hinter mir.

Interessant war es, im mich umgebenden Läuferfeld die unterschiedlichen Taktiken, Stärken und Laufstile zu beobachten. Da war zum Beispiel der trinkbegürtelte Jungspund mit MP3-Player, der bergab und auf gerader Strecke immer an mir vorbei zog. An der nächsten Steigung lief ich aber stets wieder an ihm vorbei, obwohl ich es ruhig angehen ließ.
Der Hundemann war zunächst etwas schneller als ich, wurde aber durch die Schlammbäder seines Vierbeiners immer wieder gebremst, so dass wir lange Zeit nahe beieinander waren.
Ich für meinen Teil versuchte gleichmäßig zu laufen und die Natur zu genießen, soweit das möglich war. Denn oft forderte die Strecke volle Konzentration. Es ging über Waldwege, die häufig mit Wurzeln und Steinen gespickt waren. Schotterpassagen gab es auch. Und Wege mit von Forstfahrzeugen tief ausgefahrenen und getrockneten Furchen.

Die Strecke führte meist durch den Wald, manchmal auch durch offeneres Gebiet. An mehreren Stellen, an denen Orkan Kyrill im Vorjahr Mikado gespielt hatte, ergaben sich weite Blicke in das Sauerland.
Sehr schön war auch eine Hochheide, die durchlaufen wurde. Dort wunderte ich mich zunächst über Läufer, die mir entgegen kamen. Aber dies waren wohl Teilnehmer des 26-Kilometer-Laufes, die sich warm liefen. Dieses Feld wurde auf die Reise geschickt, als ich ein Stück an deren Startbereich vorbei war und ein paar Minuten später wurde es dann von hinten wieder lebhafter auf der Strecke.

Die Sinne waren alle beschäftigt. Die Augen beschäftigten sich mit Strecke und Aussicht, die Ohren mit herannahendem Läufergetrappel. Auch der Nase wurde Abwechslung geboten. Mal nahm sie den Duft warmer Erde wahr, mal den typischen Waldgeruch, kurz das knoblauchartige Aroma von Bärlauch und manchmal auch den Duft frisch gewaschener Läuferklamotten, wenn ich überholt wurde.

In der Nähe der Bruchhauser Steine, die als Felsformation die Bäume überragten, stießen dann auch die 16-Kilometer-Läufer in das Teilnehmerfeld.
Ich fühlte mich langsam wie eine ausgepresste Zitrone und freute mich auf die Verpflegungsstellen, die etwa alle 5 Kilometer aufgebaut und mit Wasser, Tee, Cola, Obst und freundlichen Helfern bestückt waren.
Die fehlenden langen Läufe rächten sich jetzt und die Gehpausen wurden häufiger, auch weil die Waden erste Krampfneigungen meldeten. Bergauf ging ich jetzt meistens zügig und lief nur noch auf geraden und abfallenden Passagen. Das Wetter hatte daran keine Schuld. Mit gut 20 Grad war es zwar für meinen Geschmack eigentlich zu warm, aber durch einen leichten, kühlenden Wind auch für mich recht angenehm.

Ein paar Salztabletten und leicht abfallendes Asphaltstück, auf dem sich hindernisfrei laufen ließ, taten richtig gut. Dort konnte ich es mit wieder krampfneigungslosen Waden rollen lassen und etwas Zeit gutmachen, aber die Freude war nur von kurzer Dauer, denn dann kam der nächste Anstieg.

Ich wunderte mich über wohl falsch platzierte Kilometerschilder, die oft nicht mit den Kilometerangaben meines GPS-Gerätes harmonierten, und freute mich auf das Ziel. Aber das ließ noch auf sich warten. Die Route verließ den Grünbereich und führte in den Briloner Stadtrand. Mein Handgelenktacho hatte die 42,2 km bereits überschritten, aber vom Ziel war noch nichts zu sehen. Um mein bescheidenes Zeitziel zu erreichen, musste ich dann doch noch etwas Gas geben, erreichte den Zielbogen auf dem Briloner Marktplatz aber innerhalb des persönlichen Limits, ließ mir die Medaille umhängen und vernichtete erst einmal den Inhalt mehrerer Getränkebecher.

Nachdem ich den Kleiderbeutel geholt, eine Katzenwäsche erledigt, trockene Sachen angezogen und die im Startgeld enthaltene Nudelportion verdrückt hatte, ließ ich den Marathontag mit einem wohlverdienten bleifreien Bier auf dem schönen Marktplatz ausklingen und lauschte noch ein paar Songs der Band "Maraton" - ohne "h" -, bevor ich mit dem knöllchenfrei gebliebenen Auto den Rückweg Richtung heimische Dusche antrat.

Ganz so viele Höhenmeter wie in der Ausschreibung standen zeigte mein GPS-Gerät nach der Datenkorrektur dann nicht an, sondern "nur" 773 aufwärts und 975,5 abwärts führende. Dafür war der Lauf aber offensichtlich etwas länger als die klassische Marathondistanz. Gut 43 Kilometer hatte ich hinterher auf dem Tacho, fast alle davon landschaftlich schön.

Mein bescheidenes Ziel hatte ich an diesem Tag jedenfalls erreicht und war ganz zufrieden mit mir.
Auch Opa wäre zufrieden gewesen, denke ich.

Sonntag, 25. Mai 2008

Rothaarsteiglauf - Marathon

Prima Wetter, eine schöne Strecke, reichlich Höhenmeter, teils schwierige Wege und ein zufriedenstellendes Finish.
Das war am 24.05. "mein" Rothaarsteiglauf-Marathon von Winterberg nach Brilon.
Ein anstrengender, aber lohnenswerter Lauf.

Soviel vorab. Den Bericht und Fotos gibt es in Kürze.
Vorher aber schon mal eines von meinem Zieleinlauf auf dem Briloner Marktplatz.


[Edit 26.05.08 / Foto derWesten.de (bearbeitet)]

Sonntag, 18. Mai 2008

Eine Seerunde, Butterspekulatius und ein Abstecher zum Karstadt-Marathon

Heute habe ich mich ausnahmsweise mal für einen Sonntag recht früh aus dem Bett geschält, denn ich wollte meinen Zwanziger diesmal wieder im Kreise meines Lauftreffs KemnadeLakeRunners am Kemnader See absolvieren, wo ich schon längere Zeit nicht mehr war.
Angesagt hatten sich diesmal aber nur drei Läufer, mich eingeschlossen. Aber dafür wollten wir nach der ersten Seerunde einen Abstecher an die Strecke des Karstadt-Marathons machen.
Nachdem Thomas, Ralf und ich die erste Seerunde sehr gemächlich hinter uns gebracht hatten, stärkten wir uns kurz mit Butterspekulatius, einem Überbleibsel von Weihnachten.
Es war aber noch nichts Grünes dran, so dass man noch guten Gewissens ein „Spekulatius to go“ auf die zweite Etappe mitnehmen konnte. Nach einem kurzen Stück am Kemnader See lang ging es auf mir bis dahin unbekannten, aber auch schön gelegenen Wegen zur Wittener Str. in Bochum, wo wir ungefähr bei Streckenkilometer 6 dem Läuferpulk zusahen.
Die Läufer, die ich zu sehen hoffte, sah ich nicht. Dafür klatschte uns plötzlich Jörg, ein weiterer KemnadeLakeRunner, ab, der den Halbmarathon lief. Völlig überrascht war ich, als ich Christian, „Müllitsch“ genannt, aus dem Schwarzwald sah. Ihn kenne ich noch vom 24-Stünder aus Bad Lippspringe; zuletzt sahen wir uns letzten November in Troisdorf beim 6-Stünder. Und jetzt hier. Zufälle gibt’s.
Zeit für Gespräche blieb aber leider nicht, er hatte ja noch ein paar Kilometer vor sich.
Nachdem wir einen großen Teil des Läuferfeldes gesehen hatten, der Läufer-Walker-Quotient immer stärker zugunsten der Walker anstieg, ich ein paar Fotos gemacht hatte und uns allen schon ziemlich kühl war liefen wir wieder zurück zum Auto.
Knapp 21 Kilometer hatte ich hinterher auf der Uhr. Das sollte reichen als letzter halbwegs langer Lauf vor dem Rothaarsteiglauf-Marathon.
Nur noch eine knappe Woche bis dahin.
Und ich gebe zu: angesichts der knapp 1000 Höhenmeter rauf und 1200 runter wird mir schon etwas mulmig…





Donnerstag, 15. Mai 2008

TorTour de Ruhr 2008 - Ein Helfer-Bericht

Lauffreund Jens Vieler ist im letzten Jahr erstmals die komplette Strecke des Ruhrtalradweges nonstop gelaufen. 230 Kilometer von der Ruhrquelle in Winterberg bis zur Skulptur "Rheinorange" an der Rheinmündung in Duisburg. Die letzten 42,5 Kilometer ab dem Essener Baldeneysee bin ich mitgelaufen. Dieser von grünen Flußauen und Industriegeschichte geprägte Lauf war mein persönliches Lauf-Highlight, das mich noch immer in seinen Bann zieht.
[Laufbericht mit Fotos auf meiner Homepage im Bereich 2007]

Für 2008 organisierte Jens den Lauf als private Laufveranstaltung, diesmal mit umgekehrter Laufrichtung und einschließlich eines 100 km - "Bambinilaufes", der die Läufer bis zum Hengsteysee nach Hagen führen sollte.
Anfang des Jahres dachte ich noch vage darüber nach, zumindest den Hunderter mitzulaufen, entschied mich aber doch schnell dafür, diesmal nur als Helfer dabei zu sein. Ohne Jens hätte ich mein letztjähriges Highlight nicht gehabt; unter anderem deshalb war meine Hilfe Ehrensache.
Und dass die 100 km-Verpflegungsstation, gleichzeitig Ziel des "Bambinilaufes", an meiner Hausstrecke am Hengsteysee lag kam positiv dazu.

In den Tagen vor dem Lauf gab es noch ein paar Sachen zu erledigen. Briefing der Helfer, Listen ausarbeiten, Hinweisschilder drucken, Einkäufe für die hungrige und durstige Läufermeute.
Ich freute mich auf meinen "Job", bekannte und unbekannte Gesichter und die Atmosphäre.

Den TorTourTag jetzt in Einzelheiten wiederzugeben würde allerdings den Rahmen sprengen.
Deshalb folgt ein -nicht streng chronologisches- Stimmungsbild:

Hagen, Hengsteysee. Pfingstsamstag, halb vier. Sonne, 25°C. Die Frisur sitzt. Im Bereich des Stauwehrs befestige ich Hinweisschilder zum Verpflegungspunkt bei Kilometer 100 und male Kreidemarkierungen auf den Boden, denn hier weicht die Route der Läufer vom Ruhrtalradweg ab.
Danach geht's zur DLRG-Station. Marita und Michael sind schon da, haben schon einige Vorbereitungen getroffen. Heute sind wir drei die DLRG: die Läufer-Rettungs-Gemeinschaft.
Gartenmöbel werden geputzt, Getränke gekühlt, Käsewürfel geschnitten, Süßes und Salziges auf Teller verteilt, der Grill startklar gemacht.

Die Wellness-Oase VP 100 ist gerüstet, die Läufer können kommen.
Doch es ist warm, das drückt auf die Zeiten.
Warten. Pause. Zeit für ein alkoholfreies Bier im Schatten des Baumes.
Hier ist es sicher angenehmer als auf der oft schattenlosen Strecke.

Jens und Julia trudeln ein, bringen einen Läufer mit. Für ihn ist das Rennen seit Km 27 zu Ende. Er wird zum ersten Dauergast im Baumschatten.
Zwischenstände vom Verpflegungspunkt bei km 78 trudeln ein, Ankunftszeiten werden hochgerechnet.
Es wird telefoniert, notiert, gegrillt, gequatscht, gewartet.

Kurz vor halb acht. Es tut sich endlich was. Elke kommt. Schnell die Zeit notieren. Elke sieht noch fit aus. Wir starten unser Rundum-sorglos-Programm, versuchen unser reichhaltiges Angebot an die Frau zu bringen. Sie hält sich aber nicht lange auf, Winterberg ruft. Nach elf Minuten ist sie schon wieder auf der Piste.
Wieder warten, telefonieren, nützlich machen.
Viertel vor acht. Pete und Stefan kommen. Pete gewinnt den Hunderter. Für ihn gibt es Glückwünsche und ein kaltes Bier. Für Stefan natürlich auch.
Zwischen acht und halb neun wird es betriebsam. Immer mehr Läufer und Supporter trudeln ein.
Namen erfragen, Zeiten notieren. Brauchst du was? Kartoffelbrei? Bratwurst? Käsebrötchen? Leberwurstbrötchen? - Einfach Bescheid sagen!
Während die einen sich für die Nacht umziehen, lassen die anderen sich in den Gartenstühlen nieder. Einige steigen hier aus dem Rennen aus. Opfer der Wärme.

Der Verpflegungspunkt wird zum Grillfest.
Würstchen umdrehen nicht vergessen!
Die Nächsten laufen weiter in die Nacht. Weiteren Weg um den See erklären; eine Detailkarte und aufmunternde Worte gibt es dazu. Abgangszeit notieren.
Ab und zu Zeiten an Jens weitergeben, die er dann auf dem Clipchart notiert.
Zwischendurch immer wieder Würstchen nachlegen, Käsebrötchen schmieren, Würstchen umdrehen, Bier aus dem Kühlschrank holen.
Immer mal wieder gibt's Durchgangszeiten vom VP 78. Wir ahnen: der Abend wird lang.
Der Ruf nach Bier mit Alkohol wird laut. Wir haben nur alkoholfrei. Na gut - wir fahren und holen was.
Von zehn bis halb elf nochmals Andrang. Das gleiche Spiel: Namen erfragen, Zeiten notieren. Brauchst du was?
Zwischendurch immer wieder Würstchen wenden. Bratwurst geht gut. Kartoffelbrei auch.
Aber wieso will eigentlich niemand Leberwurstbrötchen??

Die Gartenparty löst sich langsam auf. Ich fahre Pete nach Hause, Jens und Julia fahren zum nächsten Verpflegungspunkt.
Mitternacht ist vorbei. Zwei sind noch auf den ersten 100 Kilometern. Zielschluss für den "Bambinilauf" war eigentlich um 22 Uhr. Eigentlich. Aber wir warten, schließlich hat ja niemand mehr einen Termin.
Wir räumen langsam zusammen, verteilen die Reste. Kurz vor halb zwei fahre ich schon mal mit Verpflegung in Richtung Wehr, Marita und Michael bleiben noch am DLRG. Warten. Gleich kommt Ulla. Heike mit Radsupport Yogi ist noch ein Stück dahinter. Ein Lichtpunkt kommt über die Brücke. Glückwunsch, Ulla; noch 500 Meter! Brauchst du noch was? Sie ist komplett und hat es um kurz vor halb zwei geschafft.
Yogi sagte am Telefon, sie wären auch versorgt. Ich könnte jetzt nach Hause fahren, bin aber noch aufgedreht, will wenigstens noch Hallo sagen. Vielleicht brauchen sie ja doch noch was.
Ich fahre eben noch nach Herdecke, rufe Yogi an. Wo seid ihr? Gerade in Herdecke unter der Brücke durch. Da stehe ich auch gerade und sehe in der Ferne noch Yogis Stirnlampe. Ich fahr zur Herdecker Seite des Wehrs, sage Hallo, gratuliere, biete Verpflegung an, sammel die Hinweisschilder ein. Um viertel vor zwei hat's auch Heike geschafft. Ich düse nach Hause.

Zwei Uhr. Spaß hat's gemacht. Gute Nacht.

Sonntag, 11. Mai 2008

TorTour de Ruhr: Fotos vom VP 100

Hier sind schon einmal ein paar Fotos vom Verpflegungspunkt bei km 100 (gleichzeitig Ziel des 100-km-"Bambinilaufes") am DLRG Hengsteysee in Hagen. Ich war dort als Helfer dabei. Ein Bericht folgt in den nächsten Tagen.

Mehr Infos zur Veranstaltung: http://www.tortourderuhr.de/

Organisator Jens Vieler behält den Überblick, während er telefoniert, notiert und isst. Da sage nochmal jemand, dass Männer nicht multitaskingfähig seien...

Elke Streicher läuft als deutlich Führende aller Teilnehmer in den Verpflegungspunkt ein - und ist auch schnell wieder weg. Sie wird später nach 33:42:06 Std. als Gesamt-Erste das Ziel in Winterberg erreichen.

Pete(r) Haarmann (links) kommt als 2. zum Verpflegungspunkt und gewinnt den 100-km-Lauf. Zeitgleich mit ihm ist Stefan Weigelt da, der für die 230 km gemeldet hatte.

Matthias Kumpmann (weißes Shirt) mit unbekanntem Pacemaker. Er wird 2. beim 100 km - "Bambinilauf".



Der Verpflegungspunkt mutierte aufgrund des sommerlichen Wetters zu einer Art Gartenparty. Die einen hatten es hier geschafft, andere machten sich fertig für den Lauf durch die Nacht. Verhungern und verdursten mußte zumindest niemand.

[Edit 14.05.08]

Ein steiler Hengst, ein Rudel Junkies und warme Puffbrause

Folgende Mail hatte ich vor einer Weile im Posteingang:

Wir, die Endorphinjunkies Dortmund, veranstalten am Pfingstsamstag dem 10.05.2008 unsere erste Vereinsmeisterschaft.
Startberechtigt sind neben den Mitgliedern der Endorphinjunkies nur eingeladene Läufer.
Deshalb möchte ich Dich an diesem Tag herzlich zu unserem Event einladen !!!
(…)
Die Streckenlänge beträgt ca. 11 KM und führt über den Höhenweg an der Hohensyburg entlang (ca. 300 positive Höhenmeter !!!).
Der Start erfolgt um 9 Uhr. Im Zielbereich gibt es dann eine Urkunde, sowie Rotkäppchensekt bis zum abwinken.
(…)
Falls Du also Zeit und Lust hast einen Wettkampf zu bestreiten, bei dem der Spaß im Vordergrund stehen soll, so laß es mich wissen, und bestätige mir schnellstmöglich Deine Teilnahme.

Na, wer kann dazu schon nein sagen??
Eine schöne (wenngleich auch recht anstrengende) Strecke, ein nicht ganz bierernster Wettkampf, die Aussicht auf eine -wie immer- nette Veranstaltung der Endorphinjunkies, viele bekannte Gesichter, Puffbrause im Ziel und eine persönliche Einladung – da musste ich nicht lange überlegen und sagte zu.
Vor Ort, auf dem Parkplatz unterhalb der Hohensyburg-Serpentinen, gab’s dann erst einmal eine schöne Startnummer mit Namensaufdruck, einen Probeschluck Rotkäppchen-Sekt und ein kurzes Briefing, damit man auch den Streckenverlauf findet.
Dann ging’s bei sommerlichen 25 Grad los.

Die Strecke, die so genannte „Hengstrunde“ , verläuft ungefähr so: auf halbwegs ebener Strecke einrollen am Hengsteysee, hoch in den Wald bis zur Kuppe (wobei Läufer meiner Leistungsklasse gerne schon einmal eine Gehpause nehmen), wieder ein ganzes Stück runter, irgendwann halbwegs gerade über einen schmalen, steinigen Wurzelweg, dann wieder rauf, direkt wieder an der Serpentinenstraße runter, über Wanderwegserpentinen mit Spitzkehren und Treppen einen anderen Berg zur Hohensyburg hoch (auch hier wird gerne mal eine Gehpause eingeschoben), oben auf der Höhe die Treppen zum Kaiser-Wilhelm-Denkmal hoch, auf der anderen Seite die Treppen wieder runter und dann asphaltiert abwärts, bis man wieder auf der Höhe der Ruhr ist. Nach circa zwei Kilometern über den halbwegs flachen Ruhrtalradweg ist man dann am Ziel angelangt.

Ich ließ es zwischendurch auch mal lockerer angehen, gönnte mir aber noch einen zügigen Schlussabschnitt und war mit meiner Leistung einigermaßen zufrieden.
Dank zweier Läufer, die versehentlich abgekürzt hatten und nach hinten „versetzt“ wurden und einiger Teilnehmer, die es noch lockerer sahen als ich, landete ich auf Platz 8 von 15.
Immerhin war ich bester (weil einziger) Hagener, bester (weil einziger) KemnadeLakeRunner und noch vor dem ersten Österreicher im Ziel. ;-)
Aber das alles war ziemlich egal, denn bei den Junkieläufen steht ja der Spaß im Vordergrund.
So gab es dann zum angekündigten Rotkäppchen-Sekt noch eine launige Siegerehrung mit Urkunden, die ihrer Zeit voraus waren (10. Juni statt 10. Mai) ;-)
Und ich hoffe, dass der ersten Endorphinjunkie-Vereinsmeisterschaft im folgenden Jahr die zweite folgt.
Wobei ich dem leicht verrückten Haufen der Endorphinjunkies durchaus zutrauen würde, dass sie die zweite ausfallen lassen und gleich die dritte machen... :-)

Montag, 5. Mai 2008

Eine beendete Serie, weite Blicke, gelbe Wiesen und ein großes Fragezeichen

Ich hatte keine Lust. Überhaupt keine Lust. Diese 10 km - "Sprintrennen" liegen mir immer weniger, zumal ich nicht dafür trainiere. Bei über 20 Grad über den Asphalt pesen bis die Lungen brennen ist nicht (mehr) mein Ding.
Meine Vorjahreszeit hätte ich vermutlich verbessern können. Aber ist das so wichtig? Meine Serie hätte ich mit der 6. Teilnahme bei der 6. Veranstaltung auch halten können. Aber warum?? Um vielleicht bei der 10. Veranstaltung mit einer Tube Duschbad oder einem Frotteehandtuch "geehrt" zu werden? Brauche ich das?

Nein.
Also beschloss ich, nicht beim Zehner in Ennepetal zu laufen und mich so auch nicht für weitere Veranstaltungen dort unter den Druck zu setzen, die Serie halten zu wollen. So eine Serie ist zwar ganz nett, aber auch nicht mehr. Wichtiger ist der Spaß am Laufen, und den habe ich nun mal mehr bei den langen und ruhigen Läufen.

Ich verabredete mich daher für den folgenden Sonntag mit Lauffreund Pete, um die Strecke des Emster Halbmarathons unter die Füße zu nehmen.
Die Route ist ja im Mittelteil alles andere als flach und ich hatte trotz gelegentlicher Gehpausen meine liebe Not mit dem Profil. Fast kein Lauftraining während der letzten 2 Wochen, keine profilierten Strecken mehr seit dem Strongman-Run und für meinen Geschmack einige Grad zu warm - ich spürte es deutlich. Und es sind nur noch 3 Wochen bis zum mit reichlich Höhenmetern garnierten Rothaarsteiglauf. Uiuiui...
Ein großes Fragezeichen erschien vor meinem geistigen Auge.
Aber den Marathon am Rothaarsteig will ich auf jeden Fall laufen und beenden - ich hab's jemandem versprochen.

Zurück auf die Halbmarathon-Strecke. Zuletzt bin ich dort vor dem Orkan Kyrill gelaufen. Dort, wo vorher Wald war, gab es jetzt riesige Schneisen. Ich hatte ja schon einige Kyrillschadengebiete gesehen, aber das hier war noch erschreckender, aber auch beeindruckender.
Eindrucksvoll wird einem hier vor Augen geführt, welche Kraft die Natur hat. Etwas Positives haben die Schäden aber auch. Es eröffneten sich bisher verborgene Weitblicke nach Hohenlimburg. Auch das Hohenlimburger Schloss konnte man aus verschiedenen Blickwinkeln bewundern.
Ein wenig später im Bereich Brechtefeld lagen Schreck und Schönheit auch nahe beieinander. Hier war auch fast alles zerstört und es sah aus wie nach einem Atomkrieg. Aber sobald man aus dem früheren Wald hinauslief eröffnete sich unmittelbar der wunderschöne Blick über den ländlichen Bereich.
Wie im Allgäu. Sanft gewellte Wiesen, der Duft der Bauernhöfe und gelbe Wiesen. Kein Raps, sondern Löwenzahn in einer Menge und Dichte, wie ich es noch nie gesehen habe. Einfach schön.
Solche Augenblicke werden einem Großteil der Nicht-Läufer wohl entgehen.

Freitag, 2. Mai 2008

Passiv laufen, aktiv schnaufen

Mittwoch Abend war bei Jens ein Treffen für die Helfer bei der TorTour de Ruhr. Ich werde dort mit Michael und Marita den Verpflegungspunkt bei km 100, gleichzeitig Ziel der 100-km-Läufer, betreuen. Nach dem allgemeinen Helferbriefing haben wir dann in geselliger Runde noch die Einkaufs- und Besorgungslisten festgezurrt. Das wird bestimmt nett am Pfingstsamstag, auch wenn ich diesmal nicht als Läufer dabei bin. Ich freue mich schon.

Über den Veranstalter des Emster Volkslaufes am 1. Mai war leider bis kurz vor dem Lauf nicht zu erfahren, ob der Halbmarathon wieder über die schöne und fordernde Originalstrecke gehen würde oder, wie im Vorjahr, über eine für mich uninteressante Kyrill-Schaden-Ausweich-Strecke. Dazu kam, dass ich ja 2 Tage nach dem Lauf beim Zehner in Ennepetal an den Start gehen wollte und am 1. Mai auch noch Bereitschaftsdienst hatte.
Ich strich daher den Halbmarathon aus meinen Plänen, fuhr aber trotzdem nach Emst, um Horst-H. Fichtel an seinem Spiralschuhbänder-Stand zu besuchen, der sich ebenfalls stark für den Spendenlauf im September einsetzt und schon fleißig Spenden gesammelt hat. Wir tauschten uns aus und machten ein paar Fotos für die Spendenaktion, bevor ich von dort zu einem kleinen Trainingslauf startete.

Zunächst lief ich bis zum Staplack den eintreffenden Halbmarathonis entgegen und drehte dann nach Haßley und von dort wieder zum Emster Marktplatz ab. Ich weiß nicht, ob sich die einwöchige Laufpause oder die Wärme stärker bemerkbar machte, aber als ich so nach 2 bis 3 Kilometern ins angestrebte Wettkampftempo verfiel, musste ich ordentlich pusten, als hätte man mir eine Kinderlunge eingepflanzt. Ich bekam gar nicht richtig Luft. Vielleicht sind das auch die Vorboten des alljährlichen Heuschnupfens gewesen, obwohl ich ansonsten bisher kaum Symptome habe.
Das wird Samstag bestimmt ein K(r)ampf...