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~ Nicht das Beginnen wird belohnt sondern einzig und allein das Durchhalten ~______
(Katharina von Siena)

Donnerstag, 23. Juli 2009

Ein holperiger Wiedereinstieg und eine schöne Radtour

Heute, 18:15: Mein Kilometerkonto hat sich in den letzten Wochen kaum bewegt. Auch in den beiden fast nahtlos ineinander übergehenden Kurzurlauben bin ich nicht zum Laufen gekommen. Einziger sportlicher Höhepunkt - wenn man es denn so nennen kann - war eine Radtour nach Wilhelmshaven. Aber dazu später.

Jetzt bin ich wieder zurück in den heimatlichen Gefilden und kann auf gerade mal 16 Laufkilometer in den vergangenen knapp 4 Wochen zurückblicken.
Es wird dringend Zeit wieder Kilometer zu sammeln. Also geht's gleich auf die Piste. Trotz des Aua-Rückens.
Richtig Lust habe ich nicht, denn ich fühle mich total unfit. Wie ein nasser Sack.
Aber es hilft nichts: Qualität kommt von Qual. Und es ist jetzt Zeit sich zu quälen.
Aber ganz still und leise. Deshalb werde ich auch keinen Lauffreund anrufen, sondern mich ganz alleine in den Wald verkrümeln, damit mich keiner sieht, wenn ich da gleich ungelenk rumschleiche.
Es kann ja auch sein, dass ich nach 50 Metern abbrechen muss. Wer weiss das schon?
Ich werde auch besser dunkle Sachen anziehen, damit ich nicht so auffalle.
Für eine Sonnenbrille zur Tarnung ist es leider nicht sonnig genug.
Na ja - zumindest regnet es nicht. Noch nicht. Ist ja auch was.
Jetzt aber los...

Heute, 19:00: Während meine GPS-Laufuhr sich noch die passenden Satelliten zusammensucht, entdecke ich auf einer Packung Papiertaschentücher die aufgedruckten technischen Daten eines Rentieres.
Quartettartig vergleiche ich die Werte des vierbeinigen Rentieres mit mir, dem zweibeinigen - hüstel - Renntier.
Das Rentier wird bis zu 1,30 m groß. Punkt für mich; ich habe 54 cm mehr zu bieten.
Da Freund Rentier bis zu 30 km/h schnell werden kann, geht der nächste Punkt an ihn. Kurzstrecken-Sprints zähle ich nicht und gebe mich geschlagen.
Der vierbeinige Antriebsmotor des Nikolausschlittens wiegt zwischen 60 und 300 kg. Unentschieden. Ich liege irgendwo dazwischen.
Da der tierische Geselle nur ungefähr 20 Jahre alt wird geht dieser Punkt und somit der knappe Gesamtsieg an mich. Die 20 habe ich bereits knapp überschritten. ;-)

Froh, kein Rentier zu sein - schließlich wäre ich dann jetzt schon tot - starte ich zu meinem Wiedereinstiegslauf nach der Quasi-Laufpause.
Inzwischen ist es sonnig. Eine Sonnenbrille wäre jetzt nicht schlecht.
Erwartungsgemäß fühlen sich die Beine zunächst so an als wären es nicht meine. Sie brauchen ein Weilchen, um aus dem Gehtempo-Modus der letzten Wochen herauszukommen und sich an eine flottere Gangart zu gewöhnen.
Noch etwas unrund laufe ich die Hügelchen rauf und runter, begegne gerade heute mehr Läufern als sonst und versuche, mein rumgewackel zu beherrschen und locker zu wirken.
Am Wendepunkt ein Blick zur Uhr: das ging auch schon schneller, selbst im Wohlfühltempo.
Der Rückweg gestaltet sich auch nicht viel flüssiger. Bergrunter fühlt es sich schon wie Laufen an, aber bergauf jaulen die Beine gequält auf.
Ja, ja - jeder (Wieder-)Anfang ist schwer. Aber wenigstens ist der Rücken kooperativ.

Ich horche in mich rein und merke, dass die gesunde Ernährung im Urlaub mit viel Fisch und Obst alleine noch keinen Leistungsschub bringt. Oder zählen Backfisch mit Pommes, Rhabarber-Baiser-Kuchen und Erdbeer-Banane-Schnitten etwa nicht dazu? ;-)

Auch das Ziel meiner heutigen Kurzstrecke erreiche ich meistens schneller und lockerer.
Aber ich weiss ja, dass es in ein bis zwei Läufen schon wieder besser aussehen wird.
Muss auch. Schließlich habe ich in den nächsten Monaten ja noch ein bisschen was vor...


Jetzt noch ein kleiner Bericht zur Radtour:

Letzten Dienstag: Auf gemieteten 7-Gang-Damenrädern mit Popo schonenden Tourensatteln sollte uns die Tour von Dangast am Jadebusen gut 17 Kilometer nach Wilhelmshaven und zurück führen.
Nach ein paar Metern durch den Ort ging es bei bestem Radelwetter an der Sielschleuse vorbei auf den Radweg, der am Deich entlang zum Ziel führen sollte.
Die Schafe waren mal durch Zäune vom Radweg getrennt und mal nicht.
Da, wo sich vierbeinige Rasenmäher und Radler die Wege teilten haben die reichlich vorhandenen Schafe reichlich vorhandenen Mist hinterlassen und ich war sehr froh, dass die Fahrräder Schutzbleche hatten und dass ich hier jetzt nicht laufend unterwegs war.

MÄHlanie, MÄHndy, MÄHmet und ihre Freunde

Im gemächlichen Tempo ging es mal linksdeichig und mal rechtsdeichig vorbei am Küstenrand, einem verirrten Rehbock und immer noch reichlich vorhandenen Schafen, bis wir dann den Randbereich von Wilhelmshaven erreichten.
Hier kamen mir Erinnerungen an den Wilhelmshaven-Marathon in den Sinn, den ich 2006 bei seiner Premiere mitgelaufen bin.

Wilhelmshavener Stilleben: Radler und Wurst für die radelnde Wurst

Nach einer Verpflegungspause am Südstrand radelten wir noch ein wenig durch Wilhelmshaven, bevor wir mit einem kleinen Umweg entlang des Ems-Jade-Kanals über Mariensiel den Rückweg antraten.


Hier markierten auf der Strecke entlang des Kanals Zahlen die letzten der 72 Kilometer des Ems-Jade-Laufes von Emden nach Wilhelmshaven, den ich noch auf meiner To-Do-Liste habe (der aber anscheinend nicht mehr stattfindet).
Auf dem streckenmäßig auch danach leicht abgewandelten Rückweg blieb dann noch genug Muße für etwas Unsinn.
So war es ganz witzig, nahe am Weg grasenden Schafen während der Fahrt auf den bewollten Popo zu klopfen, was die allerdings eher teilnahmslos zur Kenntnis nahmen.
Auch eine Statue wurde mal kurz mit der Sportbrille dekoriert, was ihr ausgesprochen gut stand.

Danach ging es durch das ländliche Hinterland weiter, bis wir nach schönen 45 Kilometern und 3:30 Std. reiner Fahrzeit wieder in Dangast ankamen.

13 Kommentare:

Christian hat gesagt…

Hallo Stefan,

Wiedereinstiege sind schwer, viel schwerer als der erste Beginn. Aber wenn sich der Anspruch bezüglich Distanz und Tempo relativiert hat und sich der erste Trainingseffekt einstellt bzw. der Körper sich an vergangene Laufbelastungen erinnert wird es leicht, sehr leicht sogar. In diesem Sinne: finde das richtige Mass

Salut

Christian

PS: Nette Radtour, mir stehen morgen knappe 100 km bevor am Neckar entlang stromaufwärts ;-)

Evchen hat gesagt…

Die Radtour liest sich sehr fein; entspannt, einfach schön. :-)

Zum Wiedereinstieg...jaja, mein Anfänger-Egotierchen freut sich darüber, daß selbst ein routinierter ULTRA-Läufer so seine inneren Kämpfchen auszutragen hat. *frechgrins*
Natürlich wünsche ich Dir aber, daß Du schnell wieder in die Gänge kommst und es fluppt. :-)

Stefan hat gesagt…

Ja, Christian, ich denke auch, dass es nur ein paar "Einstiegsprobleme" sind und mein Körper einigermaßen schnell wieder auf dem alten Level ist.

Viel Spaß bei der Radtour - hört sich gut an.
Vergiss nicht anschließend zu berichten... ;-)

Evchen, auch halbwegs erfahrene Läufer setzen bei Nichtgebrauch etwas Rost an. ;-)
Aber nach ein paar Laufeinheiten dürfte ich wieder auf dem alten Stand sein. War bisher auch immer so.

ultraistgut hat gesagt…

Nein, bösartig will ich nicht sein, nein, das liegt mir fern, aber wer so lange nix macht, muss halt die Konsequenzen tragen - fertig, aus die Maus.

Der Vergleich mit dem Ren-Tier, sei froh, dass du ein menschliches Wesen bist und voraussichtlich dein Dasein über viel mehr Jahre führen darfst, was die Schnelligkeit betrifft, wer will schon schnell sein ?

Mach dich an die Arbeit, iss weiterhin Fisch ohne Pommes und dann wirst du wieder zur Höchstform mutieren.

Tja, aller Anfang ist schwer, besser ist es, nicht zu pausieren und kontinuierlich durchzupowern, gell ?

Stefan hat gesagt…

Margitta, das mit dem "nicht pausieren" ist immer leicht gesagt... ;-)
Manchmal verschwören sich Termine, andere Verpflichtungen und die Gesundheit gegen einen - und da ist dann mehr oder weniger zwangsweise "Sparflamme" angesagt.
Mit Rücken und Hüfte wird's auch nicht dauerhaft besser.
Einen Arztbesuch habe ich nach dem Motto "das wird schon wieder verschwinden" bisher auf die lange Bank geschoben.
Na ja; vielleicht sollte ich doch mal hin...

Erstaunlicherweise haben Backfisch & Co. übrigens nicht verhindern können, dass mein Gewicht wieder nach unten geht.

Marcus hat gesagt…

Langsam sollten Deine Rückenschmerzen doch mal verschwinden. Diesbezüglich gute Besserung, Stefan!

Der Rentier-Vergleich ist interessant! :D

Schönes WE!

Vopan hat gesagt…

Es ist doch immer wieder schön zu lesen wie wir doch eigentlich alle die gleichen Probleme haben. Es gibt halt immer diese Phasen des Auf und Ab und wichtig ist einfach nur das das "Auf" überwiegt.

Also, komm in die Hüfte und schreib weiter so nette Berichte.

Gerd hat gesagt…

So ein Wiedereinstieg tut schon richtig weh. Da bin ich froh, dass ich das schon hinter mir habe. Und durch den Urlaub lasse ich mich eher zu einem regelmäßigen Training animieren. Denn die Urlaubs- Spezialdiäten sind auch bei mir nicht unbedingt leistungsfördernd! ;-)

Chris hat gesagt…

Wir werden alle immer ein bisschen älter. Und wenn wir dann eine Weile nicht laufen können, summiert sich das so zusammen...
Kleide dich im Wald nicht zu dunkel. Rehbraun oder Waldgrün wäre sicher nicht schlecht. Dafür wirds dort gefährlicher, wenn die Jagdsaison eröffnet ist.
Bei dir scheint ja die (Jagd)-Saison auf ungesunde, aber so schmackhafte Nahrungsteile ausgebrochen zu sein...

Stefan hat gesagt…

Marcus, danke schön. Vielleicht muss ich doch mal einen Doc an den Rücken dranlassen.
Dir auch ein schönes WE und viel Regen ;-)

Hallo Vopan, herzlich willkommen im Blog und danke für deinen ersten (?) und hoffentlich nicht letzten Kommentar.
Das mit dem "Auf und Ab" hast du passend geschrieben!

Gerd, normalerweise laufe ich ja auch im Urlaub. Aber wenn man nur 2 bzw. 4 Tage an einem bisher unbekannten Ort ist versucht man doch, die kurze Zeit für gemeinsame Unternehmungen zu nutzen. Da muss das Laufen dann mal zurückstehen.

Chris, ich hatte für obenrum rot-schwarz gewählt, um hinterher nicht zwischen Rehen und Wildschweinen zu liegen... ;-)
Und die kulinarische Jagdsaison ist erst mal wieder beendet.

Highopie hat gesagt…

Ich hab ja auch im Urlaub nix gemacht. Is schon schwer den Dieselmotor wieder zum LAUFEN zu kriegen, aber da müssen wir wohl durch. (ich glaub ich frag mal den Magath ob ich mittrainieren darf)

Horst - H. aus Emst hat gesagt…

Hallo Stefan,
zunächst freue ich mich, dass Du gesund zurück bist und wieder die Zeit zum schreiben findest. Kopf hoch, dass mit den Läufen wird schon wieder! Ich bin sicher, dass Du mit gutem Willen zu Deiner alten Form zurückfindest.
Etwas Sorge bereitet mir Dein Besuch in dunkler Kleidung im Wald. Denk bitte daran, dass es Zeiten gibt in denen auf alles geschossen wird, was sich hinter den Büschen bewegt!
Vielleicht findest Du dienstags oder freitags doch einmal den Weg zu uns ins Emster Wäldchen, wir laufen "immer" öffentlich sichere Wege und niemand muß sich verstecken.
Viel Erfolg beim Wiedereinstieg wünscht Dir aus Emst mit laufsportlichen F(Gr)üßen
Horst - H.

Stefan hat gesagt…

@ Thorsten: Ja, frag den Felix mal. Der bringt dich bestimmt schnell wieder auf Trab. ;-)

@ Horst: Jetzt weiss ich auch, warum ihr Emster eure Leuchtwesten habt: aus reiner Angst Opfer eines Jägers zu werden... ;-)