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~ Nicht das Beginnen wird belohnt sondern einzig und allein das Durchhalten ~______
(Katharina von Siena)

Dienstag, 28. Oktober 2008

Es herbstelt

Und das nicht zu knapp. Die Autoscheiben mussten bereits vom Eis befreit werden, ein kurzes Hemd mit „Übergangsjacke“ wird selbst mir langsam zu frisch.
Die Uhren hören schon wieder auf Winterzeit und eine abendliche Laufrunde im Hellen ist nicht mehr möglich.
Die Zeit der langen Laufhosen und der Blinkis am Arm ist angebrochen.
Aber die herbstlichen Laufrunden bieten nicht nur Kälte, sondern auch klare, trockene Luft und rosaroten Abendhimmel.
So wie heute, als ich wieder mit Lars unterwegs war.

Die ersten Kilometer sind die Beine noch spürbar kühl. Aber nach ein paar geplauderten und gelaufenen Kilometern ist er da. Der Flow.
Der Körper ist auf Betriebstemperatur, die Beine laufen gleichmäßig und wie von selbst, das Tempo fühlt sich gut an. Die Luft ist nur 5 Grad warm, aber angenehm.
Lars hört nach einer großen Seerunde aus zeitlichen Gründen auf.
Ich hänge noch ein Stück dran. Es ist inzwischen dunkel. Der Körper spult wie automatisch die gleichmäßigen Bewegungen ab. Wie eine Maschine – alle Funktionen auf grün.
Das Gefühl, so immer weiter laufen zu können, ist da. Der Spaß am Laufen auch. Endlich. Ohne Zipperlein. Und ich merke, dass es besser läuft als in den letzten Wochen, dass es wieder aufwärts geht.

Am Wendepunkt werde ich von einem Läufer mit Radbegleiter überholt. Er ist etwas schneller als ich unterwegs. Beschleunigen? Dranbleiben? Nur mal so, vielleicht als kleine Endbeschleunigung für die letzten 2 Kilometer?
Warum nicht. Kopf und Körper haben nichts dagegen. Also beschleunigen und 10 Meter dahinter dranbleiben.
Ich will kein Rennen, aber einen kleinen sportlichen Reiz.
Eine Weggabelung kommt. Ich weiß, dass die Wege 100 Meter später wieder zusammenkommen. Läufer und Radler nehmen den rechten, ich nehme den linken, gebe noch ein kleines bisschen mehr Gas, komme knapp vor den beiden am Kreuzungspunkt an und will mich jetzt auch nicht noch mal überholen lassen. Also Tempo halten. Der Körper macht seine Sache immer noch gleichmäßig. Der Flow ist weiterhin da, nur etwas hochtouriger.
Die Stimmen hinter mir verschwinden, das Scheinwerferlicht auch. Sind sie abgebogen oder abgehängt? An einer Biegung werfe ich einen verstohlenen Blick nach hinten. Da liegen schon fast hundert Meter zwischen uns; ich bin selbst erstaunt.
Kurze Zeit später bin ich fast wieder am Auto, trudel auf der Brücke noch aus.
Zufrieden mit dem Lauf, zufrieden mit mir, zufrieden mit der Welt.
So darf er bleiben, der Herbst.

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