Letzte Woche in den Ruhrauen. Ich laufe so meines Weges. Ein Stück vor mir zwei Zweibeinerinnen mit drei Vierbeinern. Ich peile die Lage, versuche die Hunde einzuschätzen. Der nächstgelegene, ein Collie, trottet hinter der Gruppe her. Er wirkt schon etwas älter und schlufft lustlos dahin. So wie sein Frauchen.
Keine Gefahr, denke ich mir, und laufe langsam mit Abstand an Lassie - wahrscheinlich heißt er ja so – vorbei. Lassie wird aber plötzlich munter und kommt zu mir rüber. Ich verfalle ins Schritttempo, das Flohtaxi kommt bis auf Bissweite heran und dreht dann wieder ab. Auch Frauchen bemerkt langsam die Situation und ruft: “Laufen sie ruhig weiter. Er nimmt nur ’ne Nase voll von jedem Menschen.“
„Nase voll“ ist genau das richtige Stichwort, denn von den verharmlosenden und sorglosen Hundehalter-Sprüchen habe ich langsam genug. Ich kann nämlich nicht ahnen, ob Hundi nur schnüffeln oder vielleicht doch einen Happen von meiner Wade probieren will. Das steht ihm nämlich nicht auf die Stirn geschrieben und ein Schild habe ich auch nicht gesehen.
Ich laufe wieder an, passiere die anderen Haufenleger problemlos und darf mit meinem Training ungestört weitermachen.
Eine Diskussion über Aufmerksamkeit und Rücksichtnahme verkneife ich mir, da ich laufen will und nicht quatschen. Aber im Nachhinein ärgert mich die Situation doch wieder ein wenig, auch wenn sie im Prinzip harmlos war. Selbst wenn ihre vierbeinigen Freunde tatsächlich nur schnüffeln wollen: machen sich solche Hundehalter keine Gedanken darüber, wie das beim Läufer ankommt? Dass der oft nicht ahnen kann, was der Hund will? Vielleicht sogar Angst vor Hunden hat? Und wohl auch gar nicht beschnüffelt werden, sondern laufen will?
Was hätte das Frauchen wohl gesagt, wenn ich zu ihr gegangen wäre, an ihr rumgeschnüffelt und dann gesagt hätte “Gehen sie ruhig weiter. Ich nehm’ nur ’ne Nase voll von jedem Menschen.“ ?
Nicht dass hier der Eindruck entsteht, ich würde keine Hunde mögen: ich mag sie.
Damit meine ich auch nicht die chinesische Art, Hunde zu mögen, also „süß-sauer“ oder gegrillt.
Was ich nicht mag sind Hundebesitzer, die ihre Vierbeiner nicht im Griff haben und ihnen fast alles erlauben ohne Rücksicht auf andere Lebewesen.
Wie vor einer Weile im Stadtwald, als ich mehrfach dieselbe Runde gelaufen bin. Ein junger Windhund flitzte mir ausgelassen entgegen und sprang dann hüpfend wie ein Flummi auf Ecstasy um mich rum. Kategorie „Der tut nix, der will nur spielen“. Sein Spieltrieb war besser ausgeprägt als sein Gehorsam, deshalb stoppte ich ab und ging langsam weiter.
In der nächsten Runde sah ich den jungen Hüpfer wieder, behielt ihn im Auge und hatte dann plötzlich einen schwarz gelockten Lastrami* am Bein, der bis dahin regungslos beim Herrchen auf dem Weg saß. Durch mein Erschrecken und eine Ausweichbewegung habe ich mir, soweit ich mich erinnern kann, fast was gezerrt. Reaktion des Herrchens: fast keine. Hund schnell angeleint und fertig. Kein Wort der Entschuldigung, selbst als ich ihn ansprach.
Dabei geht es auch anders, so wie meistens am stark läuferfrequentierten Hengsteysee.
Da gibt es oft folgenden Ablauf: Hundehalter sieht Läufer - Hundehalter holt Hund zu sich, nimmt ihn an die Leine oder lässt ihn „Platz“ machen (wofür der Hund dann vom Halter schon mal ein Leckerchen abstaubt) – Läufer freut sich über Rücksichtnahme, läuft ungestört vorbei und bedankt sich - Hundehalter freut sich über den Dank und sagt „bitte“ - Hund freut sich über Lob oder Leckerchen - alle sind zufrieden.
Warum geht’s bloß nicht immer so?
*Lastrami = LAndSTRAssenMIschling
[Foto: (c) beppo1 / Pixelio.de]
I wie Iserlohn
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Für den Buchstaben I musste ich nicht weit fahren: etwa 20 Kilometer
Richtung Osten und ich war in Iserlohn, der mit rund 100.000 Einwohnern
größten Stadt ...
10 Kommentare:
Du sprichst mir aus der Selle. Beide Situation kenne ich und hatte sie auch erst zuletzt. Grausam sowas, wenn die Hunde da ankommen. Du sagst es, man weiß nie, was sie wollen. Und auch wenn wirklich so gut wie keiner etwas tut - angenehm ist es nie, wenn sie ankommen.
Die positiven Beispiele hingegen machen einen richtig froh. Wenn die Hundebesitzer mitdenken und uns diese Freude bereiten.
Wenigstens bist du nicht unter einem 40-kg-Leergewicht-Hund aufgewacht. Die Pfoten rechts und links am Kopf!
Hund und Läufer - es geht, aber leider nicht immer...
@ Hannes: Vielen Hunden sieht man ja an Körpersprache und Mimik an, was sie gerade "im Schilde führen", aber leider nicht allen. Da ist es dann ein besonders ungutes Gefühl, wenn sie ankommen. Wobei ich in der Regel ruhig bleibe und auch keine Angst habe.
Mit Hundebesitzern ist das wie mit Autofahrern: es gibt viele rücksichtsvolle und freundliche, aber auch einige Deppen. Und die sind es dann, die andere gefährden und über die man sich ärgert.
@ Chris: Hast du das mit dem Vierzigpfünder selbst (üb)erlebt?
@ Chris: Edit -> ist bei 40 kg natürlich ein ACHTZIGpfünder ;-)
Hunde, Hunde, Hunde immer wieder dasselbe, leidige Problem der Läufer. Keiner von uns Läufern hat Lust, weder beschnuppert zu werden, noch zu spielen (" der will ja nur spielen "). Genauso hasse ich es auch, ich lasse den Hund auch in Ruhe, dann soll er mich gefälligst auch in aller Ruhe laufen lassen.
Nein, die Schuld schiebe ich nicht dem Hund zu, sondern den " Lieben ", die null Ahnung von Läufern und von Hunden haben.
Auch mich hat am Strand ein Red Riever " angehopst ", der " wollte nur spielen ", keine Entschuldigung - nix - von der Hundehalterin, obgleich hier bei uns überall - außer an den speziell für Hunde und ihre Lieben reservierten Abschnitte - LEINEN PFLICHT herrscht .
Macht man dann solche Leute darauf aufmerksam, dass die Hunde hier vor Ort an die Leine zu nehmen sind, antworten sie z.B. mit: " sie laufen ja auch nicht an der Leine " , selbst erlebt und schlichtweg zum................. naja, du weißt schon.
Und immer hat man ja auch keine Lust, sich während des Laufens mit Hundehaltern auseinander zu setzen.
Ach ja, Stefan, wir haben es wirklich schwer, aber so ein Panzer in weiß, wie du ihn in meinem Blog erwähntest, wäre unter Umständen in diesen Fällen sehr hilfreich, gell ?
@ Margitta: So blöde Sprüche wie
"sie laufen ja auch nicht an der Leine" setzen dem Ganzen dann natürlich noch die Krone auf.
Ein passender Konter wäre wohl "ich spring Ihren Hund aber auch nicht an" gewesen.
Aber es hätte wahrscheinlich nichts genützt; manche Halter sind eben uneinsichtig.
Zum Glück ja nicht alle.
Das alte Thema. Und es wird sich nichts ändern.
Schön das die Besitzer wissen das ihre Hunde brav sind. Bei mir geht jedesmal der Puls hoch bis ich an den Tieren vorbei bin. Es tut dem Hund nicht weh wenn er angeleint ist.
Aber mir tut es weh wenn er mich beißt.
Auch wenn er normalerweise brav ist!
@ Gerd: Es tut dem Hund nicht weh wenn er angeleint ist.
Aber mir tut es weh wenn er mich beißt.
Auch wenn er normalerweise brav ist!
In diesen Fällen kommt dann nach Standardspruch 1 ("Der tut nix!") und Standardspruch 2 ("Der will nur spielen!")bestimmt noch Standardspruch 3: "Och - das hat er ja noch nieeeeeee gemacht...". ;-)
Hunde und Laufen ist immer heikel - ich spreche da aus Erfahrung.
Auch ich mag Hunde sehr, aber ich lasse mir keine Angriffe bieten und will das Verhalten der Hunde auch nicht einschätzen lernen. Wozu? Dafür ist der Halter verantwortlich.
Besonders kurios, wenn ich welche abwehre und mir der Besitzer mit der Polizei droht - das ist schon paradox.
Wie auch immer, letztlich sind das nur Ausnahmen - und die meisten sind lieb und gut erzogen.
In diesem Sinne Stefan, schöne Läufe ohne Angriffe! :)
Viele Grüße
Marcus
@ Marcus: In diesem Sinne Stefan, schöne Läufe ohne Angriffe! :)
Danke, Marcus, das wünsche ich dir auch!
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